Wie sich Terroristen im Darknet bewaffnen - Amoklauf von München löst Diskussion über Gefahren des Internets aus

Mainz/München · Der Amoklauf in München lässt bei den Sicherheitsbehörden die Alarmglocken schrillen. Der Täter kam anonym über das Internet leicht an eine Waffe. Politiker fordern, das sogenannte dunkle Netz noch genauer zu durchsuchen. Doch nicht alle finden diese Forderung gut.

 Im Darknet bleiben Seitenanbieter und Nutzer unerkannt, da ihre Verbindungen mehrfach verschlüsselt werden. Foto: Getty Images

Im Darknet bleiben Seitenanbieter und Nutzer unerkannt, da ihre Verbindungen mehrfach verschlüsselt werden. Foto: Getty Images

"Hallo, ich suche nach einer Glock 17 mit insgesamt 250 Schuss Munition." Den Satz soll der Täter von München im Dezember 2015 ins Internet geschrieben haben. Es waren Worte, mit denen der Amoklauf von München seinen Anfang nahm.

Der 18-Jährige hatte am Freitag in München neun Menschen und danach sich selbst erschossen - mit der Glock 17 als Tatwaffe. Diese hatte er offenbar über das Darknet (englisch für dunkles Netz) bezogen, einen Bereich des Internets, der nicht mit herkömmlichen Suchmaschinen erreichbar ist und in dem Nutzer anonym agieren können und zumeist unentdeckt bleiben.

Im dunklen Netz tummeln sich anonyme Kriminelle – Ermittler: Schaden geht in die Milliarden – Sicherheitsbehörden verlangen mehr Geld



Die Sicherheitsbehörden stellt das vor Probleme. Das Bundeskriminalamt (BKA) teilte am Mittwoch mit, dass es derzeit mehr als 80 Verfahren wegen möglichen Waffen- und Sprengstoffhandels führe. Die Behörde weist auch daraufhin, dass manche Nutzer versteckt mit Drogen handeln und kinderpornographische Videos austauschen.
Vorfälle gab es auch schon in Rheinland-Pfalz. Erst im Juni klagte die Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz einen Mann aus Idar-Oberstein an, der über das dunkle Netz eine halbautomatische Kurzwaffe und einen Schießkugelschreiber über das Internet erstanden hatte.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz sagt nach dem Amoklauf von München, die Fähigkeiten der Sicherheitsbehörden sowie die Zusammenarbeit von Bund und Ländern solle weiter ausgebaut werden. Justizminister Herbert Mertin (FDP) setzt sich nach dem Amoklauf in München für eine Prüfung ein, wie Waffenkäufe im dunklen Netz verhindert werden könnten. Die Opposition im Land fordert, Polizei und Staatsanwaltschaft mit weiteren Internetspezialisten zu verstärken.

Linus Neumann, Vorsitzender des Chaos Computer Clubs, warnt dagegen vor "Panikmache". Er lobt die guten Seiten des dunklen Netzes. Dieses biete Systemkritikern in repressiven Staaten die Chance, ihre Meinung anonym zu verbreiten, ohne verhaftet zu werden.

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