...als der Regen kam

Was kann Politikern misslicheres passieren, als im Regen zu stehen. Doch Sozialministerin Malu Dreyer weiß seit dieser Woche: Unverhofft kommt oft. Mit einem Tross von Pflegeexperten und Journalisten war die agile Ministerin auf Informationstour im Land unterwegs, als in Andernach ein würdiger Abschluss auf die eigentlich wenig abenteuerhungrige Truppe wartete. Der inzwischen berühmte, aber von den Naturschützern gerichtlich ausgebremste Kaltwasser-Geysir mit seiner gut 40 Meter hohen Fontäne sollte bestaunt werden. So wurden nach umfangreichen Erklärungen eines Geologen über das wundersame Zusammenspiel von Grundwasser, Druck und Kohlendioxid in dem 351 Meter tiefen mit einem Stahlrohr gefassten Loch die Schieber aufgedreht - und das einzigartige Naturwunder nahm seinen Lauf. Die Wassersäule baute sich auf und die erstaunte Mannschaft, die sich in gemäßigter Entfernung in der Nähe einer notdürftig als Dach aufgehängten Plastikplane sicher wähnte, verfolgte gespannt den immer gewaltiger nach oben schießenden Strahl. Doch ein laues Lüftchen in 40 Meter Höhe - und die Gesetze der Physik taten ihre Pflicht: Die Wassermassen neigten sich und kamen als Platzregen erster Güte an unerwarteter Stelle nieder. Die verschreckte Beobachtertruppe sammelte sich flugs unter dem Behelfsdach, das jedoch noch schneller unter der geballten nassen Ladung zusammenbrach. In aufkommender Panik setzte die Herde zur Flucht ins Unterholz an. Doch der auf seinen Geysir so stolze Bürgermeister lotste in eine Sackgasse. Eine Hand voll risikoscheuer und im Umgang mit Naturwundern offenbar geübte Begleiter, die sich auf der gegenüberliegenden sicheren Seite versammelt hatte, konnte daraufhin mit gewissem Amüsement chaotisches Fluchtverhalten studieren. Begossen wie Pudel fanden einige Journalisten und eine Ministerin nach dem siebenminütigen Geysir-Schauspiel den Weg zurück aus dem Pappel-Hain. Malu Dreyer nahm das "erfrischende Schauspiel" mit viel Humor und fühlte sich - auch ohne Eintritt - wie im Spaßbad. Die Organisatoren versöhnten rasch mit hochprozentigem "Geysir-Wasser" und versicherten, beim Probelauf ein paar Stunden zuvor sei alles ganz anders gewesen. Zu bewundern war so oder so ein einmaliges Schauspiel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort