Ein bisschen grün: FDP setzt auf Willkommenskultur und Urwahlen

Nackenheim/Trier · Wirtschaftsminister Volker Wissing hat beim Parteitag der FDP in Nackenheim (Kreis Mainz/Bingen) liberale Anstriche in der Landesregierung hervorgehoben. Bei den Kandidaten für den Bundestag setzt die FDP auf Erfahrung.

Nackenheim/Trier. Die gelbe Bluse trägt Carina Konrad bei der FDP-Landesdelegiertenversammlung zufällig. "Ich habe einfach ohne Hintergedanken in den Schrank gegriffen", sagt die 34-jährige Hunsrückerin und lacht plötzlich über die Kleiderwahl, die zur Farbe der Liberalen passt. Einige Spötter sagen aber in Nackenheim: "Ein bisschen ist es wie bei den Grünen."
Bundestagswahl 2017


Grund dafür ist die Urwahl der Kandidaten. Vier Jahre wartet die FDP darauf, wieder in den Bundestag einzuziehen. Ein rheinland-pfälzisches Urgestein wie Rainer Brüderle stellt sich nach der desaströsen Wahl 2017 nicht mehr auf, der Landesvorsitzende Volker Wissing ist Wirtschaftsminister. Die junge Generation soll nun nachrücken. So wie Carina Konrad. Die gelernte Agraringenieurin, die im Hunsrück mit ihrem Mann einen Bauernhof bewirtschaftet, landet in der Landesliste auf dem vierten Platz. Zwei Kandidaten dürfte Rheinland-Pfalz nach Berlin schicken, sollte die FDP 2017 den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen. Konrad bräuchte ein Ergebnis, das einige Prozent besser liegt, um den Sprung nach Berlin zu schaffen.
Auf den ersten Rängen setzt die Landes-FDP aber auf Erfahrung. Spitzenkandidat Manuel Höferlin (Kreis Mainz-Bingen) saß bereits im Bundestag, Sandra Weeser ist Vize-Landesvorsitzende und Vizepräsidentin der SGD Nord. Der 33-jährige Mario Brandenburg (Südpfalz) bezwang in der Abstimmung Lothar Ackermann (Kreis Birkenfeld).
Volker Wissing gibt den Weg vor, für den die Liberalen stehen wollen. "Die Mitte der Gesellschaft fühlt sich vergessen", warnt er. Die große Koalition habe den Rechtsruck verstärkt - daher setze die FDP auf ein Bündnis mit SPD und Grünen in Rheinland-Pfalz. Mit einigen Akzenten, findet Wissing. Wie bei der Windpolitik: "Die alte rot-grüne Planungspolitik gibt es nicht mehr", sagt Wissing über den neuen Flächennutzungsplan, der Abstände von Windanlagen strenger fasst. Wirtschaftlich will Wissing auf "Willkommenskultur" setzen, wie er sagt. Er warnt davor, dass Unternehmen ausländische Fachkräfte angesichts steigender Feindseligkeit nicht mehr für eine Arbeit im Land begeistern könnten, wie es in Teilen Sachsens bereits der Fall sei. "Ich sage den Menschen im Ausland immer: Kommen Sie nach Rheinland-Pfalz, wir mögen Sie."
CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder spottet über die Liberalen: "Wer sich als Partei der Mitte bezeichnet, aber in Wahrheit rot-grüne Politik mit gelben Tupfern praktiziert, hat den Blick für die Realität verloren."Extra

Jürgen Krämer (Wahlkreis Bitburg, Listenplatz 7): "Mit meinem Listenplatz ist es schwierig, aber nicht aussichtslos, in den Bundestag einzuziehen. Nach den Jahren in der außerparlamentarischen Opposition wird die FDP wieder als Stimme wahrgenommen." Adrian Assenmacher (Wahlkreis Trier, Listenplatz 14): "Die Wahl der Kandidaten zeigt, dass wir eine gute, positive Streitkultur haben." flor

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