Hahn zwischen Hoffen und Bangen

Mainz/Hahn · Hat der Hunsrück-Airport eine Zukunft? Drei Bieter wollen den Hahn kaufen. Das Land setzt nach den Erfahrungen aus dem geplatzten Sommer-Deal mit der SYT auf gedämpften Optimismus - und einen Beraterwechsel.

Wer kauft den Flughafen Hahn?
Drei Bieter sind noch im Rennen, teilt die rheinland-pfälzische Landesregierung mit. Sollten andere Interessenten ihre Angebote nachbessern, dürfen auch sie sich noch Chancen ausrechnen.

Welche Bieter wollen den Hahn?
Der milliardenschwere Luftfahrtkonzern HNA soll gemeinsam mit der ADC um Ex-Wirtschaftsstaatssekretär Siegfried Englert einen zweistelligen Millionenbetrag für den Hahn geboten haben. Die HNA will den Fracht- und Passagierverkehr von und nach Asien am Hahn ausbauen. Attraktiv könnte für sie auch besonders das Karl-Marx-Jahr 2018 in Trier sein, das viele chinesische Touristen anlocken soll. Der chinesische Investor Jonathan Pang hat 2007 bereits den Flughafen Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) gekauft. Als dritten Bieter bringt der Südwestrundfunk (SWR) das türkische Luftfrachtunternehmen YDA ins Spiel.

Das heißt, am Hahn geht der Flugbetrieb weiter?
Innenminister Roger Lewentz zeigt sich zuversichtlich, dass alle Bieter den Flugbetrieb am Hahn fortsetzen wollen. In der Region hängen 2500 Arbeitsplätze an dem Hunsrück-Airport. Sollte der Verkauf nicht gelingen, droht dem Hahn aber die Insolvenz. Dann können erneut Firmen um den Flughafen buhlen, die nicht am Flugbetrieb interessiert sind.

Wie schwierig ist der Verkauf?
Wirtschaftsprüfer Martin Jonas warnt vor den weiteren Verhandlungen, weil jeder Unternehmer ein wirtschaftliches Risiko eingeht. Das Minus am Hahn soll alleine in diesem Jahr bei 18 Millionen Euro liegen. Den Investitionsstau beziffern Experten auf bis zu 70 Millionen Euro. Neue Besitzer müssten also reichlich Geld in den Hunsrück-Airport stecken, auch wenn Landesbeihilfen in Millionenhöhe winken. Jonas sagt, keine der Bieter-Offerten für den Hahn könne "unmittelbar so viel Flugbetrieb generieren, dass der Flughafen sofort in schwarze Zahlen" komme.

Wann soll der Hahn verkauft sein?
Martin Jonas hofft auf eine Vertragsunterschrift im Januar. Danach prüfe die EU-Kommission noch die Unterlagen. Das könne wiederum einige Monate dauern.

Wer leitet die Verhandlungen?
Federführend ist nun das Wirtschaftsberatungsunternehmen Warth & Klein Grant Thornton um Berater Martin Jonas. Nach eigenen Angaben ist die Gesellschaft Teil eines internationalen Netzwerks mit 42.000 Mitarbeitern in 130 Ländern. In China, wo Hahn-Bieter angesiedelt sind, gebe es 23 Büros mit 4000 Mitarbeitern. Die Wirtschaftsberater der KPMG bindet das Land dagegen nicht mehr in den Verkaufsprozess ein.

Warum sitzt die KPMG nicht mehr mit im Boot?
Beide Seiten schreiben in einer Pressemitteilung von "unterschiedlichen Auffassungen" der Leistungen, die KPMG im gescheiterten Verkaufsverfahren mit der SYT erbracht habe. Der Deal mit dem chinesischen Investor platzte im Sommer , weil dieser mutmaßlich nicht flüssig war. Die KPMG belastete in einem Brief die Landesregierung, die Druck gemacht habe. Diese widersprach und kritisierte die Art und Weise, wie die KPMG geprüft habe. Bilder wie beim Besuch eines SWR-Fernsehteams bei der SYT, wo Journalisten einen Büroraum und leere Pappkartons vorfanden, soll es nach Wunsch der Regierung nicht mehr geben. Die Bieter sollen nun vor Ort überprüft werden.

Was sagt die Opposition zum Aus der KPMG im Hahn-Verkaufsprozess?
CDU-Fraktionsvize Alexander Licht wirft der Landesregierung vor, keine Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Die KPMG habe wiederholt vor der SYT gewarnt, die Regierung habe dies jedoch ignoriert. Der Politiker tadelt das Land auch dafür, die Sonderzahlungen im Zuge der Trennung von der KPMG nicht zu nennen. AfD-Fraktionschef Uwe Junge sagt, die Regierung habe mit der Kehrtwende "jegliche Glaubwürdigkeit" verloren.

Welche Kosten sind dem Land durch Berater entstanden?
6,25 Millionen Euro war die Summe, die KPMG bis zum Sommer kassierte. Zu Zahlen darüber hin-aus könne das Innenministerium nichts sagen, teilt ein Sprecher mit - und verweist auf die Beendigungsvereinbarung. An Warth & Klein seien bislang rund 173.000 Euro für die Begleitung des Bieterverfahrens gezahlt worden (Stand Ende Oktober). Das Land zahlt außerdem 30.000 Euro an Ex-Bundesregierungssprecher Béla Anda und dessen Firma ABC, die in der Kommunikation berät. Die 140 vereinbarten Stunden könnten Ende November abgegolten sein. Das Land entscheide noch, ob es darüber hinaus mit Anda zusammenarbeite, so das Innenministerium.

Wie geht es am Flughafen weiter?
Das monatliche Defizit belaufe sich auf 1,5 Millionen Euro, sagt Salvatore Barbaro, Aufsichtsratschef der Flughafen-Gesellschaft. Mitte Dezember soll eine erste Zahlung eines Gesellschafterdarlehens des Landes eingehen - bis zu 1,5 Millionen Euro. Für Anfang Februar erwartet Barbaro einen Antrag für eine erneute Rate. Insgesamt stehen 34 Millionen Euro als Gesellschafterdarlehen des Landes bereit.

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