Immer mehr Starkregenereignisse zwingen Grundstücksbesitzer wie Kommunen zum Handeln

Berlin · Wenn die Flut vor der Haustür steht: Seit Wochen treten in Deutschland - wenn auch in ihrer Heftigkeit in der Regel lokal begrenzt - schwere Gewitter und Unwetter auf. Besonderheit in diesem Sommer: Es gehen nicht gekannte Mengen an Starkregen nieder.

 Hochwasserschutz in Bitburg-Stahl

Hochwasserschutz in Bitburg-Stahl

Foto: Markus Angel

Dass es Sturzbäche nicht nur in ländlichen Regionen gibt, mussten die Berliner am vergangenen Mittwoch erleben. Ein Gewitter mit ungewöhnlich heftigem Starkregen sorgte fast im gesamten Stadtgebiet für zahlreiche Überflutungen von Unterführungen und Kellern, und zwar ohne Vorwarnzeit.
Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), zu dem auch die Entwässerungsbetriebe gehören, warnte am Freitag in der Hauptstadt, dass so etwas immer öfter passiert und praktisch jeden treffen kann. Schon jetzt wird der jährliche Schaden auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt.Vorwarnung nicht möglich


Hintergrund ist eindeutig der Klimawandel. In unseren Breiten sind Starkregenereignisse seine sichtbarste Folge. Aber auch die ungehemmt fortschreitende Versiegelung der Landschaft spielt eine Rolle. Im konkreten Fall kommen dann meist noch Sonderprobleme dazu: Etwa die schlagartige Verstopfung von Gullis, weil mit den Gewittern Äste heruntergeschleudert werden.
Anders als bei Flutereignissen an Flüssen, bei denen der Pegel langsam steigt, so dass man wenigstens noch Sandsäcke aufstapeln kann, geschehen die Katastrophen hier so schnell und lokal so begrenzt, dass eine Vorwarnung praktisch nicht möglich ist. Es muss daher viel früher Vorsorge getroffen werden.
Die Kanalisation ist für extrem große Niederschlagsmengen bisher nicht ausgelegt, weil sie bezogen auf einen einzelnen Punkt bisher extrem selten waren - etwa alle 50 Jahre. Allerdings planen 75 Prozent der Entwässerungsbetriebe laut einer VKU-Umfrage nun Investitionen in ihre Systeme, um sich besser an die neue Gefahr anzupassen.
Der VKU sieht Reaktionsmöglichkeiten eher auf zwei anderen Feldern. Zum einen bei der Stadtplanung. Starkregenereignisse sollten in das Hochwasserschutzgesetz einbezogen werden, fordert der Verband. Dann könnten schon in der Flächennutzungsplanung regelrechte Schutzgebiete ausgewiesen werden. "Rückhalteflächen müssen in Zukunft verbindlich sein", so VKU-Geschäftsführerin Katherina Reiche.
Neubaugebiete könnten mit Senken und Ablaufwegen modelliert werden. Zudem müsse man es vermeiden, am tiefsten Punkt Häuser zu errichten.Förderung vom Bund?


Und im Bestand könnten die Kommunen oft schon mit einfachen Mitteln dafür sorgen, dass die Gefahr von Wohngebäuden weggelenkt werde, etwa in Richtung Parks oder auf Spielplätze.
Da reiche manchmal schon die Absenkung des Gehweges an einer geeigneten Stelle. Der Bund solle seine finanzielle Förderung des Hochwasserschutzes auf den Starkregenschutz ausweiten, forderte Reiche.
Die Entwässerungsbetriebe haften bei außergewöhnlichen Starkregenereignissen nicht für Schäden an Privatgebäuden, und auch die Gebäudeversicherungen zahlen nur, wenn der Grundstücksbesitzer seiner Mitwirkungspflicht nachgekommen ist.Wichtig: Saubere Regenrinne


Dazu gehören nicht nur saubere Regenrinnen und funktionierende Abläufe in die Kanalisation. Sondern auch Rückstausicherungen. Zudem können die Hauseigentümer oft schon mit einfachen Mitteln den Schutz erhöhen. Auch auf Einfamilienhausgrundstücken kann man Senken und Gefälle schaffen. Oder ausreichend hohe Schwellen vor Kellerzugängen und Garageneinfahrten bauen. Die müssen keine Hürde für Rollstuhlfahrer sein - sanfte Bodenwellen reichen auch.

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