Nach Milch-Rückruf: Kritik an Hochwald-Molkerei

Thalfang · Warum hat die Hochwald-Molkerei zunächst den Namen des Keims, der in von ihr produzierter H-Milch gefunden wurde, verschwiegen? Nach TV-Recherchen war von Anfang an klar, dass es sich um den gesundheitsgefährdenden bazillus cereus gehandelt hat.

Bis vergangenen Montag hat sich die Hochwald-Molkerei Zeit gelassen. Erst dann teilte sie per Pressemitteilung mit, um welchen Keim es sich gehandelt hat, mit der die von dem Unternehmen produzierte H-Milch verseucht war: bazillus cereus (siehe Extra). Hochwald hatte am vergangenen Freitag deutschlandweit von ihr produzierte Milch zurückgerufen , die, die erste Mitteilung, "nicht den hohen Qualitätsansprüchen" entspreche und "nicht für den Verzehr geeignet" sei. Ohne jedoch einen Hinweis auf die mögliche Ursache der Verunreinigung oder auf den Keim zu geben, obwohl laut Hochwald "eine gesundheitliche Beeinträchtigung bzw. Gefährdung nicht ausgeschlossen" war.

Verbraucherschützer kritisieren diese Informationspolitik. Etwa Stiftung Warentest. Man habe am Montag vergeblich versucht, eine Stellungnahme des Unternehmens und nähere Informationen zu dem Keim zu bekommen, so die Stiftung. Der Rückruf von Hochwald zeige, "wie schnell eine eigentlich gut gemeinte Krisenkommunikation sich in das genaue Gegenteil verwandeln" könne, heißt es in dem Internetverbrauchermagazin CleanKids. D

urch die unvollständige Information seien viele Verbraucher verunsichert worden, vor allem, nachdem Hochwald mitgeteilt habe, dass bei Kindern unter fünf Jahren, Senioren, Schwangeren und immunschwachen Menschen empfohlen werde, "nach dem Konsum der betroffenen H-Milch auch ohne Beschwerden einen Arzt aufzusuchen". Ohne aber eben den konkreten Grund dafür zu nennen.

Dabei hat bereits am vergangenen Freitag festgestanden, dass es sich um den bazillus cereus gehandelt hat, wie Achim Ginkel, Sprecher des Landesuntersuchungsamts (LUA) in Koblenz auf TV-Anfrage bestätigte. Der Keim sei bei Eigenkontrollen von Hochwald nachgewiesen worden. "Das LUA hat Hochwald am Montag aufgefordert, diese Information aufgrund des großen öffentlichen Interesses nachzureichen, was Hochwald im Laufe des Montages auch getan hat", so Ginkel. Zuvor hatte das LUA bereits öffentlich gemacht, um welchen Keim es sich handelt. Laut den Kontrollen des Untersuchungsamtes wurde die verunreinigte Milch im Hochwald-Werk Kaiserslautern produziert.

"Zurzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass auch andere Produktionsstätten betroffen sind", sagt Ginkel. Hochwald produziert an insgesamt neun Standorten in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Firmenzentrale ist in Thalfang (Bernkastel-Wittlich). Daher wurde auch die Lebensmittelüberwachung des Kreises Bernkastel-Wittlich am vergangenen Freitag von Hochwald über die Ergebnisse der unternehmenseigenen Kontrollen informiert. Danach erfolgte die Rückrufaktion.

Dazu sei ein Unternehmen immer dann verpflichtet, sagt LUA-Sprecher Ginkel, wenn von einem von ihm produzierten Lebensmittel eine Gesundheitsgefahr für die Verbraucher ausgehe. Drei solcher Rückrufaktion von rheinland-pfälzischen Lebensmittelherstellern habe es in diesem Jahr bereits gegeben.

Auf die Anfrage unserer Zeitung, warum der Name des Keims nicht veröffentlicht worden ist und wie Hochwald zu der Kritik der Verbraucherschützer steht, wird als Antwort lediglich die Pressemitteilung von Montag verschickt. "Die am Montag behördlich publizierten Ergebnisse bestätigen die im Zuge des Produktrückrufs von uns durchgeführte Risikoanalyse", heißt es darin. Wie es zu der Verunreinigung gekommen ist und wie hoch der finanzielle Schaden ist, beantwortet das Unternehmen jedoch nicht. Extra

Bacillus cereus ist ein Bakterium, das weltweit verbreitet ist. Es kann über Erdboden- oder Staubpartikel, die mit Sporen des Keims belastet sind, leicht auf Lebensmittel übertragen werden. Werden Lebensmittel über 100 Grad erhitzt, kann der Keim abgetötet werden. Bei der Herstellung von H-Milch wird die Milch wird einige Sekunden auf bis zu 150 Grad Celsius ultrahocherhitzt und dann wieder abgekühlt. Dadurch werden Keime abgetötet. red Mehr zum Thema

Welche Marken sind betroffen? Hier gibt es die Übersicht

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