Neue Ryanair Ziele vom Hahn: Neapel und die Azoren

Lautzenhausen · Mehr Ziele, weniger Flüge: So sieht der Sommerflugplan der irischen Fluggesellschaft Ryanair vom Hahn aus. Lediglich zwei komplett neue Ziele (Neapel und Azoren) werden ab dem kommenden April angeboten.

Viel Überraschendes und Neues hat Tim Howe Schröder in dem kargen Veranstaltungsraum im Terminal A des Flughafens Hahn nicht zu verkünden, als er den längst überfälligen Sommerflugplan von Ryanair für kommendes Jahr vorstellt. Für fast alle ihrer Flughäfen in Deutschland haben die Iren ihre Pläne bereits vorgestellt. Personelle Überlastung sei der Grund, warum der Hahn erst jetzt dran sei, sagt der für den deutschsprachigen Raum zuständige Marketing-Chef.

Vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass man bis zuletzt an dem Flugplan gebastelt und gewartet hat, ob womöglich von den jeweils 100 Kilometer entfernten Flughäfen Frankfurt und Luxemburg, wo Ryanair auch startet und landet, noch weitere Ziele angeboten werden. Ziele, die dann auf dem Hahn gar nicht mehr angeflogen werden - wie Mailand-Bergamo. Oder wo die Zahl der Flüge reduziert wird - wie nach London oder Porto. Alle drei Strecken werden bereits im Sommerflugplan von Luxemburg aus bedient. Es gebe zugunsten von Luxemburg Veränderungen beim Flugplan auf dem Hahn, sagt Schröder. Auch im Hinblick auf Frankfurt, von wo Ryanair ab April unter anderem nach Mallorca, Alicante, Malaga und Faro startet, könnte es "in Zukunft möglicherweise Verschiebungen" geben. Konkret geplant sei aber noch nichts.

Schröder, der den Hahn als sogenannten Sekundärflughafen bezeichnet, sieht kein Problem darin, dass es mit Luxemburg und Frankfurt unmittelbare Konkurrenz für den Hunsrück-Airport gebe. An anderen Standorten, etwa im irischen Glasgow, gebe es auch benachbarte Flughäfen, die beide von Ryanair angeflogen würden. Trotzdem halten sich im kommenden Jahr die neuen Ryanair-Strecken vom Hahn aus in Grenzen. Gerade mal zwei neue Ziele werden angeflogen: Neapel in Italien und Ponta Delgada auf den Azoren. Wie schon jetzt im Winter wird es im Sommer auch weiterhin ins marokkanische Tanger und nach Temesvar in Rumänien gehen.

Fünf-Jahres-Garantie

Dadurch erhöht sich die Zahl der angebotenen Strecken auf 43, drei mehr als im vergangenen Sommer. Allerdings reduziert Ryanair die Zahl der wöchentlichen Flüge von 142 auf 139. Fünf Flugzeuge sollen dazu im Hunsrück stationiert werden, genauso viele wie in diesem Sommer. 2,1 Millionen Passagiere, genauso viele wie in diesem Jahr, will die Fluggesellschaft 2017 via Hunsrück-Flughafen transportieren. Ryanair werde auf jeden Fall die nächsten fünf Jahre vom Hahn aus fliegen, versichert Schröder und verweist auf den entsprechenden Vertrag, der kürzlich mit der Flughafengesellschaft abgeschlossen wurde. Das sei unabhängig davon, wer künftig Eigentümer des Flughafens sei. Zu den laufenden Verkaufsverhandlungen äußert sich Schröder allerdings nicht näher.

Während Flughafen-Chef Markus Bunk den jüngsten Ryanair-Vertrag als einen der besten bezeichnet, scheint der Kontrakt, der Ryanair wohl auch weiterhin Sonderkonditionen für den Hahn zusichert, bei den Verkaufsverhandlungen für den Flughafen weiterhin ein Knackpunkt zu sein. Am Montag und Dienstag hat es nach TV-Informationen intensive Gespräche mit dem Hahn-Bieter ADC aus dem pfälzischen Germersheim gegeben. Wie aus Verhandlungskreisen verlautete, wurde dabei über konkrete Punkte gesprochen. Von einem möglichen Vertragsabschluss sei man aber noch weit entfernt, hieß es. Unter anderem gebe es noch Gesprächsbedarf über den Ryanair-Vertrag.

Bunk gibt sich optimistisch, was den Verkauf und die Zukunft des Flughafens angeht. Er geht davon aus, dass das Minus am Hahn im laufenden Jahr bei rund 16 Millionen Euro und damit gut eine Million Euro unter dem Verlust des vergangenen Jahres liegen wird.Meinung

Der Hahn wird gerupft

Von Bernd Wientjes

Ryanair steht weiter zum Hahn. In den nächsten fünf Jahren werde man, wie vertraglich vereinbart, vom Hunsrück aus fliegen, heißt es. Doch der gestern vorgestellte Sommerflugplan zeigt auch, dass der Hahn längst nicht mehr der Flughafen Nummer eins der Iren ist. Vielmehr setzen sie auf große Flughäfen wie Frankfurt, Berlin, Hamburg. Dort können sie wachsen, dort gibt es Potenzial. Gerade erst hat die finanziell angeschlagene Konkurrenz Air Berlin angekündigt, nicht mehr nach Mallorca zu fliegen. Zwar wird es auf dem Hahn in den kommenden Jahren noch ein mehr oder weniger attraktives Ryanair-Angebot geben, das aber zunehmend zugunsten von Luxemburg und Frankfurt ausgedünnt werden wird. Der Hunsrückflughafen wird damit an Bedeutung verlieren. Ryanair bereitet damit den mittelfristigen Abflug aus dem Hunsrück vor. Auch weil nicht klar ist, ob der neue Eigentümer, der ja bis Januar gefunden sein soll, den Iren die gleichen Vergünstigungen einräumen wird, wie sie sie bisher auf dem Hahn bekommen.

b.wientjes@volksfreund.de

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