Polizei zu Halloween: Schock-Clowns werden nichts zu lachen haben

Köln/Berlin (dpa) · Einen „erbärmlichen Selbstläufer für Sadisten“ nennt die Politik die Welle von Übergriffen durch bedrohliche Spaßmacher. Horrorclownmasken sind entweder aus den Regal genommen worden oder verkaufen sich kaum.

Nach hunderten Schock-Auftritten mit Horror-Clowns in Deutschland sollte man sich auf jeden Fall ein anderes Halloween-Kostüm aussuchen - das ist die einhellige Meinung von Polizisten, Politikern und Party-Veranstaltern.
Zugleich machen Sicherheitsbehörden erneut klar, dass sie gegen Exzesse bei dem Gruselfest hart vorgehen wollen. „Wer an Halloween als Horror-Clown die Straßen unsicher machen will, wird seine hässliche Fratze spätestens im Gewahrsam von Polizei und Justiz ablegen müssen“, sagte Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) betonte: „Halloween und Karneval sind keine rechtsfreien Räume“. GdP-Bundesvize Jörg Radek sagte in Hannover der dpa: „Die Grenzen zwischen erschrecken und bedrohen sind fließend.“ Beim Kostümgroßhändler Deiters gab es zuletzt kaum noch Nachfrage noch Horror-Clown-Kostümen.
Mehr als 370 Vorfälle mit grell maskierten Angstmachern registrierte die Polizei bereits bis Mittwoch. Sie reichen von bloßen Sichtungen über Erschrecken bis hin zu versuchten oder tatsächlichen Angriffen mit Messern oder anderen Waffen. Einem Sprecher des Landeskriminalamtes in Düsseldorf zufolge sind alle Polizeibehörden für den Einsatz in der Halloween-Nacht sensibilisiert.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte, der Auftritt als Horror-Clown sei „zu einem erbärmlichen Selbstläufer für Sadisten geworden“. Das sei im Alltag genauso fehl am Platz wie an Halloween.
Einige Betreiber von Clubs und Diskotheken haben reagiert. In der Kölner Diskothek „Club Diamonds“ sind als Grusel-Clowns verkleidete Gäste nicht willkommen. „Die kommen bei uns nicht rein“, sagte Geschäftsführer Yahya Firat. „Unsere Gäste sollen sich sicher und wohl fühlen. Wir wollen eine Panik vermeiden.“

Die Veranstalter in der Kölner Lanxess-Arena hingegen lassen Grusel-Clowns mitfeiern. „Die Besucher haben die Tickets im Vorfeld gekauft. Wir können ihnen nicht den Einlass verwehren“, sagte Björn Lindert, Veranstalter der Party und Geschäftsführer des Kostümgroßhändlers Deiters. Außerdem: „Wer Böses im Schilde führt, braucht dafür keine Clowns-Maske.“ Das Sicherheitspersonal werde aber bei Horror-Clowns besonders genau hinschauen.

Anders als die beiden Warenhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof, die Horror-Clown-Masken und -Kostüme in den vergangenen Tagen aus dem Sortiment genommen haben, verkauft Deiters die Masken weiterhin. „Allerdings haben momentan wenige Leute Lust, sich als Grusel-Clown zu verkleiden“, sagte Lindert. „Niemand, der einfach nur Halloween feiern will, greift momentan zu einer Horror-Clown-Maske.“ Es wolle schließlich niemand beschimpft oder sogar verprügelt werden.

Die Horror-Clowns missbrauchen nach Ansicht eines Clown-Ausbilders das eigentliche Wesen der als Spaßmacher gedachten Figur. „Das positive Image des fröhlichen, liebevollen Clowns wird durch Angst und Schrecken ersetzt“, sagte der Akademiedirektor der Clownschule im hessischen Hofheim, Michael Stuhlmiller, der Deutschen Presse-Agentur. Auch äußerlich habe das Bild nichts mit dem des tatsächlichen Clowns zu tun. „Wir echten Clowns laufen kaum noch mit bunten Anzügen und voll geschminkt herum. Das Kostüm kennen wir meist nur noch von Fasching.“

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