Rente erst mit 70? Bei vielen Menschen in der Region wächst die Angst vor Altersarmut

Trier · Müssen wir in Zukunft noch länger arbeiten, damit wir überhaupt eine auskömmliche Rente haben? Die regionale Wirtschaft sieht dazu keine Alternative. Die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) lehnt das ab.

"Die Rente ist sicher", hat der ehemalige Bundessozialminister Norbert Blüm (CDU) vor 30 Jahren versprochen. An dieses Versprechen glaubt heute aber kaum noch jemand. Die Höhe der Rente sinkt weiter. Beträgt das Rentenniveau heute noch 47,8 Prozent des letzten Monatslohns, soll es 2030 noch bei 43 Prozent des Durchschnittslohns liegen. Die durchschnittliche Altersrente in der Region liegt derzeit bei 458 Euro bei den Frauen und 971 Euro bei den Männern. Darin sind nicht die Renten der Grenzgänger, die in Luxemburg gearbeitet haben, enthalten.

Angesichts einer zunehmend alternden Bevölkerung drohe damit eine wachsende Altersarmut, warnen Kritiker. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (73, CDU) fordert daher: arbeiten bis 70. Ein Vorschlag, den Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der Trierer Industrie- und Handelskammer (IHK), begrüßt: "Wenn wir die Beitragssätze und das Rentenniveau bei Eintritt in den Ruhestand stabil halten wollen, muss langfristig eher länger als kürzer gearbeitet werden." In der modernen Dienstleistungsgesellschaft gebe es immer mehr Jobs, "die auch von älteren Menschen ausgeführt werden können", sagt der IHK-Chef.

Auch der Eifeler CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder sieht die Notwendigkeit, nach der schrittweisen Einführung der Rente mit 67 bis 2029 über eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters zu reden. Die Trierer Linken-Bundestagsabgeordnete Katrin Werner nennt eine solche Forderung "lebensfremd". Die rheinland-pfälzische Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) pflichtet bei: "Die Rente mit 70 gehört nicht auf die politische Tagesordnung." Laut Deutscher Rentenversicherung Rheinland-Pfalz liegt das durchschnittliche Renteneintrittsalter im Land bei den Männern bei 63,9, bei den Frauen bei 67 Jahren. Grund dafür ist die vor zwei Jahren eingeführte Mütterrente, die viele Frauen über 65 Jahre erstmals beantragt haben.

Der Koblenzer Sozialforscher Stefan Sell sieht vor allem die Geringverdiener bei der Rente benachteiligt: "Selbst wenn jemand 45 Jahre gearbeitet, aber unterdurchschnittlich verdient hat, wird er oder sie auf keine Rente kommen können, die oberhalb des Hartz-IV-Satzes liegen wird." Arbeitsministerin Bätzing-Lichtenthäler fordert daher die Erhöhung des Mindestlohns. Die Trierer Grünen-Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer spricht sich dafür aus, die Zahl der Beitragszahler in die Rentenversicherung zu erhöhen. Auch Selbstständige und Beamte sollten einzahlen.

Was sagt die rheinland-pfälzische Arbeitsministerin? Ein Interview mit dem Volksfreund. 

So äußern sich Bundestagsabgeordnete aus der Region

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