Tausende Fans jubeln: Rock am Ring kehrt in die Heimat zurück

Trier/Nürburg/Mendig · Kostspielige Naturschutzauflagen sind der Grund, warum Zigtausende Musikfans 2017 wieder am Nürburgring feiern können: Nach nur zwei Jahren in Mendig kehrt Rock am Ring an seine Geburtsstätte zurück.

Nach zwei Open-Air-Festivals am Flugplatz Mendig, die von Unwettern, vielen Verletzten und abgesagten Konzerten geprägt waren, kehrt Rock am Ring 2017 an den Nürburgring zurück - und die Freude der Fans ist riesig. Mit Worten wie "Sauwer!", "Endlich wieder zu Hause!", "Yes! Denn da gehört er hin!" kommentieren TV-Leser die Neuigkeit auf Facebook. Es gehe darum, das größte deutsche Festival langfristig zukunftsfähig zu gestalten, erklärt der Veranstalter, die Marek Lieberberg Konzertagentur. Der Flugplatz Mendig sei nicht mehr haltbar, da Arten- und Gewässerschutz Investitionen in Millionenhöhe erforderlich machten. Eine Verschärfung der Auflagen habe "die Grenzen des Machbaren überschritten".

Die Naturschutzbehörde SGD Nord hingegen betont, die Auflagen seien seit 2015 bekannt. Problematisch ist das auf der grünen Wiese entstandene Mendiger Festivalgelände nicht nur, weil dort die Feldlerche brütet, sondern auch, weil Teile im Trinkwasserschutzgebiet liegen. Knackpunkt war nun offenbar ein Becken zur Zwischenlagerung von Abwasser. Dieses war zwar bereits gebaut, aber nicht dicht, und es hätte bis zum Festival 2017 saniert werden müssen. 2018 könnte es zudem neue Auflagen geben, weil das Schutzgebiet erweitert werden soll.

Der Konzertagentur zufolge haben sich die Betreiber des Nürburgrings "glaubwürdig und zu beiderseits annehmbaren Bedingungen um eine Rückkehr bemüht". Die Nachricht überrascht. Hatte es zwischen Lieberberg und der capricorn Nürburgring GmbH doch massive Differenzen gegeben. Ende Mai 2014 hatte das Festival den Ring verlassen, nachdem capricorn laut Lieberbergs damaliger Aussage 25 Prozent mehr vom Gewinn gefordert hatte. Zuvor soll der Organisator 65 Prozent kassiert haben. Zu den aktuellen Vertragsinhalten will sich die Agentur nicht äußern. Capricorns Plan, an der Rennstrecke ein neues Festival namens "Grüne Hölle" zu etablieren, scheiterte 2015, da die Gäste Rock am Ring die Treue hielten.

"Wir freuen uns, dass wir ein Stück Nürburgring-Geschichte, das die Menschen hier drei Jahrzehnte lang begeistert hat, zurückgewinnen konnten", erklärt capricorn-Geschäftsführer Mirco Markfort. Das werde 2017 ein tolles Doppel-Jubiläum: 90 Jahre Nürburgring und zum 30. Mal Rock am Ring - am Ring. 40.000 Tickets sind bereits verkauft. Vom 2. bis 4. Juni 2017 spielen die Toten Hosen gemeinsam mit Rammstein, System of A Down und vielen anderen.

Rückkehrer Rock am Ring rockt wieder die RennstreckeMeinung

Schön, dass der Ring wieder rockt!

Von Katharina De Mos

Man braucht sich nichts vorzumachen: Die Entscheidung, dass Rock am Ring dorthin zurückkehrt, wo es entstand, ist keine nostalgische, sondern eine wirtschaftliche. Die grüne Wiese in Mendig hat sich als kompliziert und unlukrativ entpuppt. Und da die von den Rennstreckenbetreibern als Konkurrenzfestival am Ring geplante Grüne Hölle 2015 grandios scheiterte, waren wohl auch sie inzwischen kompromissbereiter.

Schön, dass diese Einigung nun möglich war! Schön, dass Rock am Ring dorthin zurückkehrt, wo es hingehört. An jenen Ort, den nach rund 30 Jahren Festivalgeschichte Hunderttausende Menschen mit legendären Konzerten, durchfeierten Nächten, Schlammschlachten, Sex, Dosenbier und Rock' n Roll verbinden. Ein Trost ist dies nach den Hunderten Millionen Euro, die in den Nürburgring flossen, auch für den rheinland-pfälzischen Steuerzahler. War der Wegzug des Festivals neben den vielen Hiobsbotschaften im Laufe des Nürburgring-Skandals doch ein schmerzhafter Tiefschlag. So können immerhin auch diejenigen, die mit Motorsport nichts am Hut haben, einmal jährlich von der aberwitzigen Investitionsfreude der damaligen Landesregierung profitieren.
Nicht zuletzt ist es für die grüne Wiese bei Mendig besser so. Naturschutz und ein so riesiges Festival sind nun einmal schwer miteinander zu vereinbaren.

Möge im Juni 2017 die Sonne über dem Nürburgring scheinen! Keine Gewitter, keine Verletzten, kein weiterer Knatsch.
k.demos@volksfreund.de
Hintergrund

Seit dem Jahr 1985 steigt das Festival Rock am Ring in der Eifel. Mit kurzer Pause wurde es fast drei Jahrzehnte am namensgebenden Nürburgring, der legendären Rennstrecke, ausgetragen.
2015 und 2016 rockten die Fans dann am nur rund 30 Kilometer entfernten Flugplatz Mendig. Der Name Rock am Ring blieb jedoch, rund 90 000 Menschen kamen zuletzt Anfang Juni dieses Jahres: Ausverkauft, meldeten die Veranstalter.
Das Zwillingsfestival Rock im Park geht seit Jahren zeitgleich in Nürnberg über die Bühne. Die Bands werden in der Regel für beide Festivals engagiert. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort