Was wird aus dem Hahn? Mögliche Perspektiven für Flughafen - Chinesische Investoren sprechen mit Unternehmern

Mainz · Nach der Blamage um den gescheiterten Verkauf des Flughafens Hahn an ein chinesisches Unternehmen soll der zweite Versuch klappen. Doch in welche Zukunft steuert der Airport im Hunsrück?

Es sei ein sehr nettes, entspanntes Gespräch gewesen, sagt ein Teilnehmer der Runde am vergangenen Samstag. Vertreter des milliardenschweren chinesischen Großkonzerns HNA haben sich nachdem sie mit Verantwortlichen des Hahn gesprochen haben (der TV berichtete) auch mit örtlichen Unternehmern getroffen. Inhalt des Gesprächs: Die Pläne von HNA für den Hahn. HNA gehört zu den Bietern für den angeschlagenen Flughafen.

Der Konzern, zu dem fast 30 Fluggesellschaften und zahlreiche Hotels gehören, plane mit dem Kauf des Hahn eine strategische Investition, sagt ein Teilnehmer des Gesprächs. Es sei geplant, Fracht- und Passagierflüge von eigenen Gesellschaften zum Hahn zu bringen. "Das klang alles sehr seriös", so der Gesprächsteilnehmer. Bemerkenswert daran ist, dass HNA offensichtlich selbst als möglicher Käufer des Hahn auftritt. Bislang galt die pfälzische ADC als Bieter, die HNA im Gepäck hat.
Ginge es nach den Unternehmern, dann würde HNA den Zuschlag für den Hahn bekommen. Dann, so ihre Überzeugung, wäre der Flugbetrieb im Hunsrück gesichert. Doch sie gehen davon aus, dass der Verkauf an das Trierer Unternehmen Triwo, dessen Chef Peter Adrian, Präsident der Trierer Industrie- und Handelskammer ist, hinter den Kulissen längst besiegelt ist. Dann, so die Befürchtung der Unternehmer, die auf und um den Hahn tätig sind, könnte es aus sein mit der fliegerischen Nutzung des Hahn.

Denn die Flughäfen, die die Triwo bislang gekauft hat, wie etwa in Mendig und Zweibrücken, wurden zu Gewerbeparks. Daher fordern die Firmen vom Land, dass anders wie beim gescheiterten Verkauf an die chinesische Scheinfirma SYT nicht der Kaufpreis alleine den Ausschlag geben dürfe. Entscheidend müsse sein, ob der neue Besitzer die Fortentwicklung des Flughafens sicherstelle. "Eine Einstellung oder erhebliche Reduzierung des Flugbetriebs würde alle bisherigen Strategien konterkarieren", heißt es in einem Forderungskatalog der Unternehmer an die Landesregierung. Außerdem fordern sie, dass das Land auch nach dem Verkauf weiter eigene Anteile an der Flughafengesellschaft halten müsse. Derzeit besitzt Rheinland-Pfalz 82,5 Prozent, den Rest hält das Land Hessen. Über ihre Forderungen wollen die Unternehmer am kommenden Freitag mit dem für den Hahn zuständigen Innenminister Roger Lewentz (SPD) reden. Ein Gespräch mit dem Chef der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei, Clemens Hoch, hat bereits stattgefunden. Dort sei man aber auf den Innenminister verwiesen worden, sagte ein Teilnehmer unserer Zeitung.
An Freitag endet die Frist für konkrete Angebote für den Kauf des defizitären Hunsrück-Airports - pünktlich zum Start des Winterflugplans. Wie geht es nach dem Verkauf weiter mit dem Hahn?

Regionalflughafen
Die naheliegendste Variante ist, dass der Hahn als Verkehrsflughafen erhalten bleibt. Dafür spricht, dass der Platzhirsch im Passagiergeschäft, der irische Billigflieger Ryanair, einen Vertrag mit dem Airport für fünf Jahre verlängert hat. Das wäre nicht nur der Wunsch von Flughafen-Geschäftsführer Markus Bunk: "Der Flughafen ist für sein Fortbestehen auf die Fortführung des Flugbetriebs angewiesen - da sind wir uns mit der Landesregierung einig."
In ein paar Jahren muss der Flughafen auf eigenen Beinen stehen. Die EU-Kommission hat schärfere Leitlinien für staatliche Beihilfen im Luftverkehr erlassen. Subventionen zum laufenden Betrieb von Flughäfen sind danach abnehmend nur noch bis 2024 möglich. Der Hunsrück-Flughafen ist laut Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro noch bis Ende November liquide. Dann könnte ein Darlehen des Landes zu Hilfe kommen. Darüber soll in der Aufsichtsratssitzung am Freitag kommender Woche beraten werden.

Flugplatz
Denkbar wäre auch eine Abstufung vom Flughafen zum Verkehrslandeplatz. Das wäre gleichbedeutend mit dem Rückzug aus der teuren Verkehrsfliegerei. Verkehrslandeplätze unterliegen weniger strengen Vorgaben - beispielsweise bei Sicherheitsanforderungen. Ein solcher Landeplatz ist der Flugplatz Bitburg. Eine solche Herabstufung sei existenzbedrohend, gefährde viele Hundert Jobs, heißt es in einem Brief, den die Unternehmer Ministerpräsidentin Malu Dreyer geschrieben haben und der unserer Zeitung vorliegt.

Gewerbepark
Diese Variante hätte keinen ständigen Flugbetrieb mehr. So soll der ehemalige Flughafen Zweibrücken genutzt werden.

Technologiepark
Die rheinland-pfälzische CDU-Oppositionschefin Julia Klöckner hält die Weiterführung des Flugbetriebs für eine Bedingung beim Verkauf. Um darüber hinaus weitere Perspektiven zu entwickeln, schlug die CDU-Fraktion mehrfach ein Luftfahrt-Technologiezentrum vor, an dem zum Beispiel auch Techniker ausgebildet werden könnten.

Öko-Energien
Grünen-Fraktionschef Bernhard Braun kann sich vorstellen, dass das Gelände für Öko-Energien genutzt wird, falls ein Flugbetrieb scheitert. Sein Vorschlag: Schon jetzt Produzenten für alternative Energien wie Biomasse oder Solar um den Hahn herum ansiedeln.

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