Weniger Personal, aber mehr Einstellungen - Land spart bei der Agrarverwaltung - Bauern skeptisch

Mainz · Das Land muss sparen. Im kommenden Haushalt, der am Dienstag im Landtag beraten wurde, sollen die Schulden sinken. Mit dazu beitragen sollen Einsparungen bei der Agrarverwaltung. Die Landwirte und die CDU-Opposition befürchten, dass vor allem bei der Beratung der Bauern und Winzer gespart wird.

Es klingt schon sehr verklausuliert, was sich im Haushalt der Landesregierung zum Thema Umwelt- und Landwirtschaftsverwaltung findet: Von einem "langfristigen Personalkonzept" ist die Rede. Und dass bis 2022 insgesamt 210 "Vollzeitäquivalente" abgebaut würden.

Was sich genau dahinter verbirgt, bleibt zunächst im Unklaren. Es sollen aber keine Beschäftigte etwa bei den Dienstleistungszentren ländlicher Raum (DLR) entlassen werden, versichert eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministeriums. Die DLR sind unter anderem für die Beratung der Landwirte und Winzer zuständig. Zu den Zentren gehören auch die Landwirtschaftsschulen.

"Sparen und Probleme lösen"

Der Stellenabbau erfolge durch Altersfluktuation, sagt die Ministeriumssprecherin. Bedeutet: Stellen von Mitarbeitern, die in Ruhestand gehen, werden nicht mehr besetzt. Gleichzeitig soll ein neues Personalkonzept bis zum Jahresende konzipiert werden.

"So können wir gleichzeitig sparen und viele Probleme lösen", sagt die Ministeriumssprecherin. In den landesweit sechs DLR, eines davon in Bernkastel-Kues (212 Mitarbeiter) und eines in Bitburg (112 Mitarbeiter), sollen mehr frei gewordene Stellen wiederbesetzt werden, als ursprünglich geplant, etwa in den Landwirtschaftsschulen. Auch werde es Personal "für neue wichtige Aufgaben" geben, wie etwa Ernährungsbildung. Natur- und Wasserschutzberatung und Pflanzenschutzberatung. Eine Schließung der DLR werde es nicht geben, versichert die Sprecherin.

Doch die Landwirte und die CDU-Opposition im Landtag sind skeptisch. Sie glauben, dass massiv bei den Dienstleistungszentren gespart wird. "Ein weiteres Ausbluten der DLR darf es nicht geben. Man kann nicht einerseits immer höhere Anforderungen an die Landwirte und Winzer richten und gleichzeitig die Stellen in der Beratung kürzen", warnt die CDU-Agrarexpertin Christine Schneider. Die DLR arbeiteten bereits jetzt am Limit. Sie kritisiert, dass der Schwerpunkt der Beratung der DLR immer mehr in Richtung Naturschutz verschoben werde. "Wir brauchen von Rot-Grün mehr Inhalt und weniger Ideologie", schimpft die Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Landtag auf die rot-grüne Landesregierung.

"Anstatt weiter Personal abzubauen, muss ein Einstellungskonzept endlich dafür Sorge tragen, dass die staatliche Beratung für die Zukunft gesichert ist", fordert auch Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau. Noch sei nicht die Agrarverwaltungsreform aus dem Jahr 2003 abgeschlossen, schon würden Diskussionen über weitere Kürzungen in der Landwirtschaftsverwaltung beginnen. Bereits heute litten die Bauern und Winzer unter der geringen Personaldecke der Agrarverwaltung, so Horper. Mit der Reform 2003 wurde die Zahl der landwirtschaftlichen Beratungsstellen deutlich reduziert. "Die Agrarverwaltung habe ihre Hausaufgaben gemacht", sagt Horper. Weitere Sparmaßnahmen seien nicht angebracht.

An eine weitere Reduzierung der DLR sei nicht gedacht, versichert die Ministeriumssprecherin. "Die Agrarverwaltung soll auch in Zukunft in der Fläche vertreten sein." Am geplanten Personalabbau werde man aber festhalten.

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