Zu spät und zu wenig informiert: Kölner Polizeichef muss gehen

Köln/Mainz/Fell · Nach den Übergriffen in Köln wird der in die Kritik geratene Polizeipräsident Wolfgang Albers abgelöst. Ihm wird vorgeworfen, die Öffentlichkeit nicht rechtzeitig informiert und Informationen über die Herkunft der Verdächtigen zurückgehalten zu haben.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat die Notbremse gezogen und den Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers in den einstweiligen Ruhestand versetzt. "Meine Entscheidung ist jetzt notwendig, um das Vertrauen der Öffentlichkeit und die Handlungsfähigkeit der Kölner Polizei zurückzugewinnen - auch mit Blick auf die anstehenden Großveranstaltungen", sagte Jäger am Freitag.

Die Polizei habe nun die Aufgabe, die Vorfälle in der Silvesternacht vollständig aufzuarbeiten "und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen", betonte Jäger. "Die Menschen wollen zu Recht wissen, was in dieser Silvesternacht passiert ist, wer die Täter sind und wie solche Vorfälle zukünftig verhindert werden können."

Zuletzt waren Rücktrittsforderungen gegen Albers laut geworden. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) war deutlich auf Distanz gegangen.

Die Kölner Polizei ermittelt gegen 20 mutmaßliche Täter, darunter auch Asylbewerber. 170 Anzeigen, die meisten wegen sexueller Belästigung, liegen mittlerweile vor. Die Polizei wertet 350 Stunden Videomaterial aus. Die Ermittlungsgruppe Neujahr wurde auf 100 Beamte aufgestockt.

Unterdessen verlangen Politiker aller Couleur schärfere Gesetze. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) spricht sich für Videoüberwachung, mehr Polizeipräsenz und eine harte Bestrafung der Täter aus. "Wir müssen die Täter finden und schnell hinter Gitter bringen", sagte de Maizière am Rande des CDU-Neujahrsempfangs in Fell (Kreis Trier-Saarburg) unserer Zeitung. Der Innenminister forderte, dass Plätze bei Großereignissen künftig ausgeleuchtet werden sollen. Täter scheuten das Licht. Der CDU-Bundesvorstand befasst sich auf einer zweitägigen Klausur in Mainz seit Freitagabend auch mit Konsequenzen aus den Kölner Vorfällen.

SPD-Chef Sigmar Gabriel plädierte dafür, alle Möglichkeiten auszuloten, um kriminelle Asylbewerber in ihre Heimat zurückzuschicken. Eveline Lemke, Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz, forderte eine Verschärfung des Sexualstrafrechts. dpa/sey

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