Ab Mai wird der Flughafen Hahn chinesisch

Mainz · Die Verkaufsverhandlungen für den Hunsrückflughafen sind auf der Zielgeraden. Eine Landesdelegation reist zum Firmensitz der möglichen Käufer.

Dieses Mal wollen sich der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz und sein Staatssekretär Randolf Stich (beide SPD) selbst ein Bild machen vom möglichen neuen Hahn-Käufer, dem chinesischen Luftfahrtkonzern HNA. Eine erneute Pleite wie beim Verkauf an die chinesische Scheinfirma SYT im vergangenen Jahr darf sich das Land nicht erlauben. Bekanntlich fand sich unter der von den Hahn-Käufern angegebenen Firmenadresse ein Reifenhändler.

Daher fliegt nach Informationen unserer Zeitung diese Woche eine Delegation des Landes nach China. Genauer gesagt nach Haikou. Dort befindet sich die Firmenzentrale der HNA. Und die sieht, jedenfalls nach den Fotos auf der Internetseite des Konzerns, nicht aus wie eine Hinterhofwerkstatt, sondern sie ist ein futuristisch wirkender, moderner 30-stöckiger Bürokomplex mit einer riesigen Kugel auf dem Dach.

Bei dem Besuch geht es wohl auch darum, welches Konzept die HNA, die gemeinsam mit der pfälzischen ADC den Flughafen kaufen will, für den Hahn hat. Das Konsortium ist der einzige Bieter, mit dem das Land derzeit über den Verkauf verhandelt. Rund 15 Millionen Euro soll ADC gemeinsam mit HNA für den finanziell angeschlagenen Flughafen geboten haben.

Die Verhandlungen sind, wie der TV aus gut informierten Kreisen erfahren hat, bereits weit fortgeschritten. Es wird damit gerechnet, dass ADC im Mai den Flughafen übernimmt. Nicht mit im Boot ist bei dem Konsortium - trotz anderslautender Gerüchte - der Chinese Jonathan Pang, der mit seinem Gebot für den Hahn gescheitert ist.
Möglichst noch in diesem Jahr will HNA die Zahl der Frachtflüge auf dem Hahn erhöhen.

Drei zusätzliche Flüge pro Woche soll es geben. Zur HNA gehört die chinesische Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express, die sich vor zwei Jahren vom Hahn zurückgezogen hat und dadurch mit dazu beigetragen hat, dass das Frachtgeschäft dort eingebrochen ist. "Mit drei zusätzlichen Flügen wird der Hahn nicht zu retten sein", sagt ein Branchenkenner. Daher hofft HNA, noch weitere Fluggesellschaften auf den Hunsrück locken zu können. Mit dem geplanten wöchentlichen Passagierflug von China zum Hahn wird es nach Informationen unserer Zeitung in diesem Jahr noch nichts. Es brauche Zeit, um entsprechende Flugpläne zu erarbeiten, hieß es.

Die Käufer rechnen wohl nicht damit, in den nächsten Jahren Geld mit dem Hahn zu verdienen, sondern dass es auch weiterhin zu Verlusten kommen wird. Im vergangenen Jahr betrug der Verlust rund 16 Millionen Euro.
Der frühere Hahn-Aufsichtsratschef Johannes Endler geht nach einem Bericht der Mainzer Allgemeinen davon aus, dass dem Hahn auch nach dem Verkauf die Insolvenz droht. Aus Verhandlungskreisen heißt es, der Flughafen sei "ein Patient auf der Intensivstation, der ums Überleben kämpft". HNA will mittelfristig 40 Millionen Euro in den Hahn investieren.

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