Abdruck genügt

TRIER. Finger auf das graue Gerät, schon hat man seine Ware bezahlt. Klingt einfach, ist es eigentlich auch. Bezahlen mit dem Fingerabdruck – was steckt dahinter? Ein Beispiel aus einem Trierer Supermarkt. Dort wurde erstmals in der Region das neue System installiert.

 Finger drauf, und schon hat man bezahlt: Der stellvertretende Leiter des Trierer Edeka-Marktes, Arthur Walz, zeigt, wie das neue System funktioniert. TV-Foto: Bernd Wientjes

Finger drauf, und schon hat man bezahlt: Der stellvertretende Leiter des Trierer Edeka-Marktes, Arthur Walz, zeigt, wie das neue System funktioniert. TV-Foto: Bernd Wientjes

Morgens halb zehn, ein Supermarkt im Trierer Stadtteil Tarforst. An den Kassen bilden sich Schlangen. Die Kassierinnen ziehen routiniert die Ware über die Scanner. Eine ältere Dame zieht ihren Geldbeutel aus der Tasche, kramt nach Scheinen und Münzen. Das dauert. Der Herr hinter ihr schaut ungeduldig auf seine Uhr. Das Bezahlen könnte auch schneller gehen. Seit ein paar Wochen sind an den Kassen des Edeka-Marktes auch Fingerabdruck-Lesegeräte installiert, kleine, unscheinbare, graue Kästen mit einem durchsichtigen Fenster. Finger draufgelegt, und schon hat man bezahlt. 60 Kunden hätten sich bislang registriert, sagt der stellvertretende Marktleiter Arthur Walz. Darunter überraschenderweise auch viele Ältere.Einzelne Merkmale werden gespeichert

Wer mit Fingerabdruck bezahlen will, muss sich vorher im Supermarkt registrieren lassen: Personalausweisnummer, Name, Adresse, Geburtsdatum, Bankverbindung, EC-Kartennummer und natürlich ein digitalisiertes Bild seines Fingerabdrucks - meistens vom rechten Daumen. Nicht der komplette Fingerabdruck wird abgespeichert - das wäre eine viel zu große Datenmenge. Nur einzelne, unverwechselbare Merkmale werden in der Datenbank des Supermarktes abgespeichert. Mit der Registrierung gibt man dem Geschäft eine Vollmacht, den jeweiligen Betrag seines Einkaufs vom Konto abzubuchen. Fingerabdruck statt EC-Karte und Geheimnummer. Bevor die Kassierin die Ware über den Preis-Scanner zieht, muss ihr der Kunde sagen, dass er dafür seinen Finger nutzen will, die Kassierin drückt dann die Taste "Fingerprint" auf ihrer Kasse. Der Käufer legt seinen Finger auf den Scanner, innerhalb von Sekunden wird der Finger mit den abgespeicherten Daten verglichen. Stimmt alles, erfolgt die Zahlung. Schneller als mit Bargeld oder mit Karte."Man braucht keinen Geldbeutel mitzunehmen"

Der Trierer Markt ist der erste in der Region, der die neue Technik mit dem Namen "Digi-Proof" anbietet. Es komme gut bei den Kunden an, sagt Walz. Er rechnet damit, dass immer mehr Käufer sich registrieren werden. "Man braucht keinen Geldbeutel mehr mitzunehmen, und es geht schneller." Die Schlangen könnten also kürzer werden, mehr Kunden könnten bedient werden, vielleicht steige auch der Umsatz. Das ist das Kalkül, das dahintersteckt. Seit 2004 führt Edeka das System nach und nach in seinen Märkten ein. Angefangen hat es im pfälzischen Rülzheim. Immer mehr Märkte folgen. Sobald ein Geschäft umgebaut wird, wie der Markt in Trier-Tarforst, wird auch die neue Technik installiert. Bis Ende nächsten Jahres soll in allen Geschäften von Edeka-Südwest das Bezahlen mit Fingerabdruck möglich sein. Nach Auskunft der "Digi-Proof"-Hersteller, der Lahrer IT-Werke, führen derzeit drei bis vier Märkte pro Woche das von ihnen entwickelte System ein. Edeka hofft, dadurch die Kosten in den Märkten zu senken - etwa durch wegfallende Kreditkartengebühren - und die Kunden stärker an sich zu binden. Datenschützer haben Bedenken

Digiproof sei sicher, sagt der stellvertretende Marktleiter Walz. Die Daten seien vierfach gesichert, außer der Marktleitung habe keiner Zugriff auf den Computer. Und außerdem, so die Befürworter von Digiproof, sei jeder Finger weltweit einmalig, eine Fälschung sei ausgeschlossen. Zumal der Fingerscanner auch den elektrischen Widerstand prüfe, ein künstlicher Finger würde also direkt erkannt, heißt es. Für ganz so sicher halten Datenschützer das System nicht. Untersuchungen kämen zum Schluss, dass professionelle Fälscher fast jeden gängigen Fingerabdruck fälschen könnten, sagt Helmut Eiermann, Technik-Experte des Landesbeauftragten für Datenschutz. Beim Bezahlen mit Fingerabdruck in Geschäften unter den Augen von Kassiererinnen, sei es aber schwierig zu manipulieren.

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