Abspeckkur für "Klein Amerika"?
SPANGDAHLEM. Auf dem US-Flugplatz Spangdahlem wird heute die neue Start- und Landebahn offiziell in Betrieb genommen. Trotz der millionenschweren Investition steht die Zukunft derEifel-Airbase aber weiter in den Sternen.
Wenn sich Militärs, Politiker und Vertreter der regionalen Wirtschaft heute Morgen um 10 Uhr auf dem amerikanischen Flugplatz Spangdahlem treffen, um die Inbetriebnahme der neuen Landebahn zu feiern, werden die deutschen Festredner eines in ihren Reden und Grußworten immer wieder betonen: wie froh und glücklich man doch sei über die jahrzehntelange Anwesenheit der US-Soldaten, wie tief verwurzelt die Freundschaft zwischen Amerikanern und Deutschen mittlerweile sei und wie groß die wirtschaftliche Bedeutung der US-Präsenz für die strukturschwache Eifel. Und alle deutschen Ehrengäste werden darum bitten, dass das doch noch möglichst lange so bleiben möge, weil die Region "ein zweites Bitburg" (die dortige Airbase wurde Ende 1994 geschlossen) unmöglich verkraften könne. Danach sieht es auch zur Zeit nicht aus: Auf dem demnächst fast 600 Hektar großen Flugplatzgelände wird seit Ende vergangenen Jahres eineMillion nach der nächsten "verbuddelt". Allein der jetzt abgeschlossene Ausbau der 3,3 Kilometer langen und 50 Meter breiten Start- und Landebahn kostete satte 8,8 Millionen Euro. Und die neue Landebahn ist nur ein Projekt unter vielen. Insgesamt 23 Bauvorhaben sollen wegen der Ende 2005 bevorstehenden Schließung der Frankfurter Rhein-Main-Airbase und der damit einhergehenden Verlagerung des Flugverkehrs nach Ramstein als der neuen Drehscheibe und Spangdahlem als Ausweich-Flugplatz umgesetzt werden: neben der Start- und Landebahn unter anderem eine Park-Rampe für Großflugzeuge, neue Wartungsgebäude, Truppenunterkünfte, Tankanlagen, Zäune und eine neue Feuerwache (alle Einzelprojekte und die jeweiligen Kosten können im Internet unter www.verlegungsprogramm.de abgerufen werden). Rund 370 Millionen Euro lassen sich die Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport, Nato, Bund, die Stadt Frankfurt sowie die beiden Länder Hessen und Rheinland-Pfalz die Verlegung insgesamt kosten (knapp die Hälfte davon fließt in den "Eifel Evolution" getauften Ausbau Spangdahlem). Weitere 250 Millionen Euro investieren die Amerikaner selbst. Von den bis dato für Spangdahlem vergebenen Aufträgen ging ein Großteil an regionale Firmen - bedeutsam vor allem für die in letzter Zeit arg gebeutelte Bauwirtschaft. Trotz der millionenschweren Investitionen ist weiter unklar, wie es um die Zukunft des erst kürzlich sein 50-jähriges Bestehen feiernden US-Flugplatzes in der Eifel bestellt ist. Fakt ist: Das amerikanische Verteidigungsministerium hat in den vergangenen Monaten mehrfach angekündigt, alle militärischen Stützpunkte auf den Prüfstand zu stellen. In einem Gespräch im Pentagon nannte Airforce-General Chuck F. Wald kürzlich gegenüber Journalisten nur drei US-Standorte in Europa, deren Bestand nicht gefährdet sei: der Truppen-Übungsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz, der Marine-Stützpunkt Rota in Südwestspanien und die Airbase im pfälzischen Ramstein. Andere US-Standorte könnten laut Wald "in den nächsten Jahren" nach Ost-Europa verlegt werden. Zeit der großen US-Basen im Ausland ist vorbei
Länder wie Polen, Ungarn, Rumänien oder Bulgarien buhlen schon seit längerem unverhohlen um die Gunst der amerikanischen Militärs, indem sie ihnen paradiesische Übungsmöglichkeiten rund um die Uhr und wenige bis gar keine Restriktionen versprechen. Sicher zu sein scheint auch, dass die Zeit der großen US-Militärbasen im Ausland ("Klein Amerika") vorbei ist. Statt teure Einrichtungen "wie die in Deutschland" vorzuhalten, wollen Airforce-General Wald und auch andere hochrangige US-Militärs Europa mit einem Netz von kleinen Stützpunkten überziehen. Die Einrichtungen sollen dann von einer "Rumpfmannschaft" in Stand gehalten und bei Bedarf aufgestockt werden. Ein solches Schicksal könnte nach Ansicht von Experten in einigen Jahren auch der Eifel-Airbase Spangdahlem drohen.