Abstieg mit Schrammen

Überlebensstrategien gehören für einen FDP-Mann schon grundsätzlich zum Rüstzeug. Schließlich wissen Liberale - stets die Fünf-Prozent-Hürde vor Augen - mit ständigen Absturzgefahren umzugehen.

Vielleicht fühlte sich Ex-Wirtschaftsminister und amtierender Landtagsvizepräsident Hans Artur Bauckhage auch aus diesem Grund berufen, als langjähriger FCK-Fan im November als Retter in der Not den im Abstiegsstrudel treibenden Lauterern zu Hilfe zu eilen. Allen heftigen Warnungen im persönlichen und politischen Mainzer Umfeld vor einem Höllentrip direkt in die Löwengrube zum Trotz. Dass Fußball nicht Politik ist und Fans keine Wähler sind, war sicher auch dem zuweilen lautstarken und stets forschen Westerwälder klar. Seit dieser Woche steht aber auch fest: Der als Vorstandssprecher berufene gelernte Bäckermeister tanzte nur einen Winter auf dem Betzenberg. Dann war auch ihm klar, dass die Hölle der roten Teufel nicht nur ein Hexenkessel ist, sondern auch ein Intriganten-Stadl, dem es nicht nur an guten Kickern und Pluspunkten in der Tabelle, sondern vor allem auch an Geld fehlt. Den versprochenen Sponsor blieb Bauckhage bis zu seinem Rücktritt schuldig. Kein Vertrauen innerhalb der Führungsriege, erheblich größere Finanzlöcher als ursprünglich einmal eingeräumt und dann auch noch die gellenden "Vorstand raus"-Rufe der erbosten Fans nach der anhaltenden sportlichen Talfahrt Richtung dritte Liga. Das alles war zu starker Tobak.In diesem Moment dürfte Bauckhage die Verpflichtung von Hoffnungsträger Stefan Kuntz als neuer Vereinsboss wie ein persönliches Rettungszeichen vorgekommen sein, um den Rückzug vom Fußballberg anzutreten. Ein paar blaue und gelbe Flecken dürfte sich der Liberale mit seinem verpatzten Rettungseinsatz bei den Roten schon eingehandelt haben. Aber die dürften nicht weiter von Bedeutung sein, denn das sind ja die FDP-Parteifarben, die man voller Stolz zeigt.

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