Adrenalin-Spaß allein rechnet sich nicht

Wie teuer wird Erlebnisspaß für die Macher am Nürburgring noch? Das will die Opposition jetzt genau wissen. Aber Freizeitparks rechnen auch vor, dass sie pro Jahr Millionen investieren müssen, damit sie attraktiv bleiben.

Mainz/Nürburgring. Steuerzahlerbund und Opposition befürchten, dass der "Nürburgring 2009" mit der (in der noch blockierten) schnellsten Achterbahn der Welt in eine gewaltige Verlustzone rast. In jedem Fall muss sich die GmbH, zu 90 Prozent in Landeshand, darauf einstellen, ständig in neue Attraktionen investieren zu müssen. Das bestätigen Freizeitspark-Manager im Phantasialand (Brühl), im Holiday Park (Haßloch) oder im Europapark (Rust).

Ständig neue Angebote für alle Generationen



Aufsichtsrat und Wirtschaftsministerium müssen auch prüfen, ob das Nürburgring-Geschäftsmodell "Adrenalin für 365 Tage. Und Nächte" tatsächlich 500 000 zusätzliche Motorsportbegeisterte zur Rennstrecke lockt. "Adrenalin-Spaß für Erwachsene alleine funktioniert nicht", sagen jedenfalls erfahrene Marketingexperten in Brühl, Haßloch und Rust. Deshalb wollen sie für Familien und junge Erwachse ebenso attraktiv sein wie für die Generation 50 plus.

Natürlich hat sich der Europapark pünktlich zur Saisoneröffnung im April eine neue spektakuläre Achterbahn mit dem Nervenkitzel-Mix aus Katapultstart und Looping geleistet, kreist in

Haßloch Deutschlands höchstes Flugkarussell in der Luft. Aber nicht nur in der Pfalz setzt das Familienunternehmen mitten im Wald auch bewusst auf Soft-Faktoren - mit Natur, preiswerte Schnupperkarte für Ältere oder "Angsthasen" oder speziellen Ausstellungen. Phantasialand hat das Kinderangebot in dieser Saison erweitert und gewährt Kleinen unter sieben Jahren Gratis-Spaß, um viele Familien anzusprechen.

Da die Parks zu 80 bis 90 Prozent von wiederkehrenden Besuchern leben, müssen sie im "Rund-um-Angebot" für alle Generationen ständig Neues bieten. Die Investitionen gehen regelmäßig in die Millionen, wie die Macher von Brühl vorrechnen. Sie haben 2006 in die Achterbahn "Black Mamba" in afrikanischer Kulisse 22 Millionen Euro investiert. 2007 flossen ins Mexiko-Thema acht Millionen Euro. 2008 entstand das zweite Hotel für 16,5 Millionen Euro, ehe in diesem Jahr die Themenwelt Fantasy ausgebaut wurde. Da sind die Parks schon erleichtert, dass die Saison 2009 "sehr gute Besucherzahlen" erlebt.

"Sehr kritisch" sehen die vorwiegend von Familienunternehmen betriebenen Parks, dass ihnen die öffentliche Hand am Nürburgring Konkurrenz machen will, wie der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Freizeitparks, Ulrich Müller-Oltay, sagt. Noch mehr ärgert sie allerdings, dass der Staat von ihnen 19 Prozent Mehrsteuer verlangt, während Kinos oder Zoos nur den ermäßigten Satz zahlen und die umliegende Konkurrenz im nahen Ausland nur 5,5 bis sechs Prozent Mehrwertsteuer zahlen muss.

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