Ahnen rudert zurück

MAINZ. Der Koalitionsstreit um den geplanten Modellversuch "Selbstverantwortliche Schule" ist abgeblasen – die heftige CDU-Kritik bleibt. Auf Beharren der FDP werden bei dem Projekt die Leistungen der Schüler nicht nur beschrieben, sondern weiter benotet.

Rechtzeitig vor der Landtagsdebatte am Mittwoch war Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) im Gespräch mit Koalitionspartner FDP zurück gerudert: Auch an den Schulen des geplanten Modellprojektes werden die Leistungen in den Zeugnissen wie bisher benotet. Die Wiederholung von Klassen soll nur noch "möglichst" verhindert werden. Damit war zumindest im koalitionsinternen Wirbel um das Ahnen-Projekt der Wind beruhigt. Die CDU-Attacken gegen den "ideologisch begründeten Versuch" sorgten gleichwohl für eine hitzige Debatte. Rechtzeitig vor der Wahl habe Ahnen "die Katze aus dem Sack gelassen", ereiferte sich CDU-Bildungspolitiker Josef Keller. Er sieht den Schulversuch als Auftakt zur Einführung der Einheitsschule. Die Neuerungen bedeuteten eine Abkehr vom Leistungsgedanken. Die Schüler bekomme automatisch seinen Abschluss und es gebe keine Sitzenbleiber mehr, kritisierte Keller. Der FDP warf er vor, trotz anders lautender Parteitagsbeschlüsse vor der SPD einzuknicken. Bis zu zwölf Schulen sollen bei dem Versuch weitgehende Freiräume erhalten, ihre Arbeit selbst zu gestalten. Zentraler Punkt ist die individuelle Förderung der Schüler. Über Art und Umfang der Leistungsüberprüfungen können die Schulen entscheiden, die nicht mehr strikt an Versetzungsregeln gebunden sind. Empfohlen wurden ursprünglich lediglich individuelle Lernberichte. Noten sollte es nur in Abgangs- oder Abschlusszeugnissen geben. Ziel war zudem, dass "der Bildungsweg ohne Brüche durch Zurückstellungen oder Wiederholungen" durchlaufen wird. Ahnen kündigte im Landtag an, dass sie auf Befürchtungen und Ängste, die es auch beim Koalitionspartner wegen des Verzichtes auf Noten gebe, reagieren werde. Daher wird es nun neben den Lernberichten auch weiterhin Noten geben. Der erweiterte Spielraum bei Versetzungen ist nach ihren Angaben an entsprechende pädagogische Maßnahmen gebunden. Für die Teilnahme am Modellversuch ist ein breite Beteiligung von Lehrern, Eltern, Schülern und Schulträger notwendig. Die Verpflichtung zur bestmöglichen individuellen Förderung ist laut Ahnen der zentrale Inhalt der Selbstverantwortung. Nach Ahnens Zugeständnissen gab es auch Unterstützung von der FDP. Würden vorgegebene Lernziele nicht erreicht, müsse dies "selbstverständlich verbindliche Konsequenzen" haben, stellte Fraktionschef Werner Kuhn klar. Die Grünen begrüßten das Modellprojekt, monierten allerdings Halbherzigkeit. Lernberichte seien sinnvoller zur Leistungsbeurteilung als Noten. Positiv reagierten Landeselternbeirat und die Lehrergewerkschaften GEW und VBE.

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