Alles im Fluss

Was wird aus Rheinland-Pfalz? Aktuelle Entwicklungen geben notorischen Skeptikern erheblichen Anlass zur Sorge. Die im Stolz keineswegs bescheidenen Nachbarn aus Baden-Württemberg zetteln medienwirksame Debatten über Länderfusionen an, bei denen sie sich selbst natürlich außen vor lassen.

Zudem streuen sie - womöglich auch noch genüsslich - bundesweite Umfragen, die belegen sollen, dass ihr Ländle mit dem Spruch "Wir können alles. Außer Hochdeutsch" in der ganzen Republik bekannt sei, während Rheinland-Pfalz angeblich "nicht mehr aktuell" ist und "zu wenig um sich her macht". Sogar Mecklenburg-Vorpommern hat demnach das Land der Reben und Rüben im Bekanntheitsgrad überholt. Doch die rheinland-pfälzische Staatskanzlei schlägt über den Rhein zurück. Während die vermeintlich sparsamen Schwaben Jahr für Jahr rund sieben Millionen Euro in Imagekampagnen steckten, gelte in Mainz "Geiz ist geil", so Regierungssprecher Walter Schumacher trotzig. Nur vor der letzten Landtagswahl machte die Landesregierung mal 1,5 Millionen Euro locker, um sich selbst - sehr zum Missfallen der Opposition - in Szene zu setzen. Außerdem ergeben laut Schumacher Umfragen, dass der Rheinland-Pfälzer mit sich und seinem Land sehr zufrieden ist. Vielleicht gehe es deshalb auch auf einer Beerdigung in Mainz fröhlicher zu als in Stuttgart auf der Fastnacht, meint der gebürtige Pfälzer in seinem höchst persönlichen Ländervergleich. Dennoch gut möglich, dass Regierungschef Kurt Beck mit bangem Blick auf schwindendes Landes-Image und eine demnächst rückläufige Zahl von Landeskindern seine äußerst riskanten Gedankenspiele zu einer als Fusion getarnten Übernahme des Saarlandes anstellt. Nachdem einige abtrünnige Saarländer bereits definitiv für den Anschluss an die Westpfalz votiert haben, soll das Thema Länderfusion trotz anfänglich heftigen Abwinkens aus Saarbrücken nun doch bei einer gemeinsamen Kabinettssitzung am 27. Mai auf der Tagesordnung stehen. Vielleicht könne man gemeinsam besser nach vorne stürmen und Punkte gut machen, so die vage Hoffnung. Beck selbst überlegt bereits, wie zuverlässige Fastnachter erfahren haben wollen, im Falle eines endgültigen K.o. für den FCK den Betzenberg statt zum WM-Stadion zum Sitz einer neuen Regierung Rhein-Saar-Pfalz auszubauen. Punkte zu sammeln, dies könnte Beck nur nützen. Der Imagekampagne seiner Regierung war offensichtlich kein durchschlagender Erfolg beschieden, wie der Brief eines Winzers aus dem Moselort Kinheim zeigt, der diese Woche in der Landeshauptstadt eintraf. "An die Landesregierung der CDU, Deutschhausplatz 5, z. Hd. Herrn Herbert Jullien", lautet die Adresse. Herbert Jullien, Parlamentarischer Geschäftsführer der oppositionellen CDU-Fraktion, erkundigte sich natürlich rasch, ob ihm da ein verdeckter Regierungswechsel entgangen sei. Da dem nicht so war, tröstet er sich damit, das der Brief wohl auf die Zukunft geschrieben ist.

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