Alte Kulisse, neue Freundschaft

MAINZ. Nur langsam lüftet sich der Schleier des Geheimnisvollen, der das Treffen von US-Präsident George W. Bush mit Bundeskanzler Gerhard Schröder am 23. Februar in Mainz umhüllt. Was ungewollt zu früh bekannt wird, ist schon gestrichen, heißt es im sicherheitsempfindlichen Organisationsstab.

"An Aschermittwoch ist alles vorbei!" Die alte Narrenweisheit gilt in diesem Jahr nicht für die Mainzer Polizei. Kaum ist Rosenmontag einigermaßen glimpflich überstanden, gehen die aufwändigen Planungen für den Bush-Besuch richtig los. Höchste Sicherheitsstufe und möglichst keine größeren Umzüge, heißt die Parole. Der Verkehr zu Lande, zu Wasser und in der Luft kommt am 23. Februar im Rhein-Main-Gebiet weitgehend zum Erliegen, wenn der mächtigste Mann der Erde auf dem Frankfurter Flughafen einschwebt. Da Autobahn-Abschnitte ganztägig gesperrt werden sollen, ist mit einem Verkehrschaos zu rechnen. Ob Bush mit Auto oder Hubschrauber weiterreist, wird wohl erst kurzfristig entschieden. Nachdem vor gut einer Woche ein Erkundungstrupp von knapp 80 US-Regierungsmitarbeitern mit deutscher Begleitmannschaft die Mainzer Innenstadt nach Sicherheitsaspekten und unter atmosphärischen Gesichtspunkten für den geeigneten Rahmen der Visite inspizierte, wurden erste Pflöcke eingeschlagen. Bush werde mit seiner Frau Laura gegen 9.45 Uhr in Frankfurt eintreffen und im Innenhof des Mainzer Schlosses mit militärischen Ehren begrüßt, ließ der Berliner Regierungssprecher Bela Anda wissen. Anschließend soll es im Schloss das Gespräch zwischen Präsident und Kanzler geben, bevor sich beide zusammen den Journalisten stellen. Danach ist ein gemeinsames Mittagessen geplant, an dem auch Ministerpräsident Kurt Beck teilnimmt. Bush und Schröder wollen das Zusammentreffen nicht nur zur Bestandsaufnahme der deutsch-amerikanischen Beziehungen nutzen, sondern auch die "cosy atmosphere", die gemütliche Atmosphäre, von Mainz einsetzen, um die Rückkehr zum freundlichen Umgang miteinander zu signalisieren.Gegner des US-Präsidenten formieren sich

Schloss und Mainzer Regierungsviertel bilden dazu eine schöne Kulisse, wie der rheinland-pfälzische Regierungssprecher Walter Schumacher meint. Und sie sei auch noch gut abzusichern. Rheinland-Pfalz und seine Hauptstadt weltweit auf allen Fernsehkanälen, das empfindet er als eine gute Sache. Bis zu 2000 Medienvertreter werden erwartet. Unklar ist allerdings noch, ob Bush und Schröder auch mit ausgewählten Bürgern zusammentreffen. Das frühzeitige Bekanntwerden eines geplanten Treffens mit Studenten sorgte jedenfalls für Unmut im Organisationsstab. Ein Mainzer Professor hatte sich nach Ansprache durch Regierungsbeamte auf die Suche nach diskussionsfreudigen Studenten gemacht, was umgehend den Weg in die Lokalpresse fand. Ob eine solche Runde nun noch angesagt ist, steht in den Sternen. Auch für den geplanten Truppenbesuch im US-Stützpunkt Wiesbaden-Erbenheim gibt es keine offizielle Bestätigung. Klar ist dagegen, dass Bush-Gegner die Chance zu Protesten nutzen werden. Nicht nur das Ostermarschbüro hat dazu aufgerufen, ein "Nein" zum Irak-Krieg deutlich zu machen. Auch über das Internet oranisiert sich ein Bündnis "Not welcome, Mr. Bush" (Unwillkommen, Herr Bush). Dem gut abgeschirmten Präsidenten werden sie ihren Gruß kaum übermitteln können.

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