Alter Feind macht neue Sorgen

TRIER/MAINZ. (wie/win) Bund und Länder bereiten sich auf mögliche Terroranschläge vor. Auch die Gefahr einer Verbreitung des tödlichen Pocken-Virus wird ernst genommen. Doch was genau ist so gefährlich an dieser Seuche, kann man sich schützen, und wie sind die Behörden vorbereitet? Der TV hat die wichtigsten Antworten zusammengestellt.

Wassind Bio-Kampfstoffe? Dabei handelt es sich um Stoffe, die in der Natur vorkommen (zum Beispiel infolge natürlich auftretender Infektionskrankheiten oder durch Pflanzen und Tiere) oder die in Labors "hergestellt" und zu Kampfmitteln entwickelt werden können. Terroristen setzen auf eine schnelle Verbreitung der hochgefährlichen Erreger oder Gifte.

Wie gut ist das Land auf solche Angriffe vorbereitet?

Bio-Attacken sind im vergangenen Jahr in die allgemeinen Alarm- und Einsatzplanungen aufgenommen worden, so Eric Schaefer, Sprecher des Mainzer Innenministeriums. Über die gemeinsame Melde- und Lagezentrale des Bundes soll "bei großen Schadenslagen" die Zusammenarbeit verstärkt werden. Der deutsche Katastrophenschutz wird nach Einschätzung des Leiters der Katastrophenforschungsstelle an der Universität Kiel, Wolf Dombrowski, erst in rund zehn Jahren an die neue terroristische Bedrohungslage angepasst sein. Bei lang andauernden Epidemien seien die Katastrophenschützer überfordert.

Was sind Pocken?

Die Pocken sind eine hoch ansteckende Krankheit, die durch Tröpfcheninfektion schnell von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Zu den Frühsymptomen zählen hohes Fieber und Mattigkeit, erst danach entwickelt sich der typische Ausschlag im Gesicht, an Armen und Beinen. Früher verliefen bis zu 30 Prozent der Pockeninfektionen tödlich. Zuletzt sind die Pocken 1977 in Somalia aufgetreten. Seit 1979 gilt das Virus weltweit als ausgerottet.

Warum wächst derzeit die Sorge vor einer Pockenepedemie?

Es gibt zumindest theoretisch die Gefahr, dass Pockenviren außerhalb der einzigen beiden zugelassenen Sicherheitslaboratorien in den USA und Russland existieren und vorsätzlich von Terroristen eingesetzt werden. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) gibt es aber derzeit keine konkreten Hinweise für einen solchen Anschlag. Mit einem nationalen Vorrat an entsprechendem Impfstoff soll für den "extrem unwahrscheinlichen Fall" einer Bedrohung, so das RKI, durch Pockenviren Vorsorge getroffen werden. Es handelt sich um den gleichen Impfstoff, mit dem Ende der 70er Jahre die Pocken ausgerottet wurden. Laboruntersuchungen haben ergeben, dass der Stoff noch haltbar ist. Mittlerweile wurde aber wieder mit der Produktion von Impfstoff begonnen.

Kann man sich jederzeit impfen lassen?

Da der verfügbare Impfstoff derzeit nicht offiziell zugelassen ist, dürfen ihn nur staatliche Stellen bei einer konkreten Bedrohung ausgeben. Eine vorbeugende Impfung wird nicht empfohlen, da es zu gefährlichen bis tödlichen Komplikationen kommen kann. Auf eine Million Geimpfte kommen mindestens ein Toter und 1000 schwer Geschädigte. Sollte in Deutschland eine Pockeninfektion auftreten, würde eine Pflicht-Impfung für alle Bundesbürger in speziell eingerichteten Stellen angeordnet. Diese Stellen werden derzeit vorbereitet.

Reicht der Schutz einer früheren Pockenimpfung aus?

Es besteht bei den vor 30 und mehr Jahren Geimpften nur noch ein Teilschutz, der wahrscheinlich eine Infektion nicht verhindert. Der Krankheitsverlauf wäre dann nur abgemildert. KOMMENTAR SEITE 2

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