Auf dem Weg zum verlorenen Schaf

SAARBRÜCKEN. Der Saarbrücker Theologie-Professor Gotthold Hasenhüttl muss mit der Suspendierung rechnen. Seine Eucharistiefeier am Rande des ökumenischen Kirchentages bereut er weiterhin nicht.

In Sachen Ökumene kommt es im Bistum Trier zum offenen Konflikt: Der Saarbrücker Priester Gotthold Hasenhüttl (69) hat sich am Dienstag in einem Schreiben an Bischof Reinhard Marx geweigert, sich für die umstrittene Eucharistiefeier am Rande des ökumenischen Kirchentages in Berlin zu entschuldigen. Hasenhüttl hatte bei einem Gottesdienst auch evangelische Christen zur Kommunion eingeladen. Bischof Marx, der von "erheblichen Verstößen gegen das kirchliche Recht" sprach, hatte Hasenhüttl ein Ultimatum gestellt, bis spätestens 16. Juli sein Verhalten "zu bereuen". Der Priester sollte eine vorformulierte Erklärung unterzeichnen. Darin hieß es: "Mir ist bewusst, dass ich bei weiteren Verstößen gegen die kirchliche Ordnung suspendiert werde." Will heißen: Der seit einem Jahr emeritierte Professor an der Saar-Universität dürfte dann keine Eucharistie mehr zelebrieren. Bereits vergangene Woche war ein Gespräch mit Marx ohne Erfolg geblieben. Ein Schlichtungsverfahren wurde vom Diözesanoberhaupt abgelehnt.Hasenhüttl nennt in einem Schreiben an Marx die kirchenrechtliche Auslegung der "Übertretungen und Verfehlungen", die ihm angelastet werden, "sehr problematisch". "Mein angebliches Vergehen besteht darin, dass ich evangelische Christen zum Herrenmahl eingeladen habe. Darin kann ich keine Schuld erkennen", heißt es in dem Brief. Das höchste Gebot der Botschaft Jesu sei die Liebe, die auch den Gegner einschließe. "Und diese verletzen Sie, Herr Bischof, um einer nicht eindeutigen Menschensatzung willen", formuliert Hasenhüttl. Die ultimative Forderung des Bischofs nach bedingungsloser Reue und blindem Gehorsam entspreche in keiner Weise dem, "wofür ich in meinem Leben als Priester und Theologe gearbeitet und gekämpft habe". "Inquisitorische Maßnahmen haben dem Ansehen der katholischen Kirche ( ) immer erheblichen Schaden zugefügt", gibt Hasenhüttl zu bedenken. Und fügt hinzu: "Wenn Gleichschaltung und nicht Einheit in der Vielfalt Ihre Vorstellung von der Ausübung Ihres Hirtenamtes ist, werden Sie mich wohl als verlorenes Schaf betrachten, dem Sie Ihre Obhut jedoch nicht mehr angedeihen lassen wollen."

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