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LUXEMBURG. Sensation imOsten Luxemburgs. Erstmals fasst die Partei Déi Gréng (Die Grünen) Fuß im kleinsten Wahlbezirk des Großherzogtums. Ob die bisherige Koalition aus Konservativen (CSV) und Liberalen (DP) derweil weitergeführt werden wird, bleibt unklar. Premierminister Jean-Claude Juncker suchte schon mal das Gespräch mit dem Staatschef, Großherzog Henri.

Luxemburg bleibt fest in der Hand der Partei von Jean-Claude Juncker. Mit 36,1 Prozent der Stimmen erzielt die CSV nach der Auszählung aller Stimmen ein Plus von sechs Prozent und einen Zuwachs von fünf Sitzen in der Deputiertenkammer. Dabei zeigt sich, dass vor allem die Wahlbezirke im Norden und Osten CSV-Hochburgen sind, dort erreichten die Konservativen 36,3 und 38,6 Prozent. Von allen Gemeinden, die an Deutschland grenzen, wählten Weiswampach, Wellenstein und Rosport besonders stark dieJuncker-Partei. Dafür schickt derOsten Landwirtschaftsminister Fernand Boden (Echternach) und Lucien Clement (Remich) ins Parlament. Chamber-Neuling aus dem Osten ist Henri Kox. Der Remicher erzielte dort das erste Grünen-Mandat überhaupt. So ist auch Remich Grünen-Hochburg Nummer eins entlang der deutsch-luxemburgischen Grenze (13,6 Prozent), Bettendorf ist dies im Norden. Insgesamt erkämpfte die Ökopartei zwei Sitze mehr (jetzt sieben) und könnte rechnerisch mit einer Stimme Mehrheit die erste schwarz-grüne nationale Koalition Europas bilden. Doch für solche Pläne scheint es zu früh. Gestern weilte Premierminister Jean-Claude Juncker erstmals bei Staatschef Großherzog Henri, um mit ihm die Regierungsbildung zu diskutieren. Dass dies nicht einfach ist, zeigt ein Blick auf 1999. Damals besuchte Juncker den Staatschef ein Dutzend Mal, bis die Koalition mit den Liberalen stand. Die DP-Regierungsfähigkeit steht nach der Wahl auf dem Prüfstand - bei Stimmenverlusten von 4,35 Prozent und minus fünf Sitzen. Vor allem der Verlust eines von zwei DP-Sitzen im Osten und zweier Mandate im traditionell liberalen Zentrum schmerzen. Zwar käme die Noch-Koalition auf 34 von 60 Sitzen, doch ist die Reputation dahin. Hochburgen bleiben aber Weiswampach und Reisdorf (24,5 und 23,3 Prozent) im Norden und Wormeldange (32,7 Prozent) im Osten. Ob die zweitstärkste Partei, die Sozialisten (LSAP), wieder in die Regierung kommen, bleibt abzuwarten. Sie gewinnt immerhin einen Sitz und erhält nun 14 - bei 23,37 Prozent der Stimmen. Aus den Grenzorten kommt Echternachs Bürgermeister Jos Scheuer ins Parlament. Dort gibt es allerdings ein anderes Phänomen: Die LSAP liegt zehn Prozentpunkte hinter der CSV. Sozialisten-Hochburgen sind auch Mertert, Rosport und Beaufort im Süden sowie Vianden im Norden, wo LSAP und CSV mit 32,7 und 33,9 Prozent fast gleichauf liegen. Abgestürzt ist die rechtspopulistische ADR (minus zwei Sitze). Nicht mehr im Parlament sind künftig Déi Lénk, die ihren einzigen Sitz abgeben. Dass die Wahllokale um 14 Uhr schlossen, das Endergebnis aber nicht vor ein Uhr nachts vorlag, liegt am Wahlsystem, das Kumulieren und Panaschieren auf nationaler Ebene gestattet. Das auszuzählen kostet Zeit.

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