Aufsteiger und Superminister

TRIER. Er gilt als Kronprinz von Ministerpräsident Kurt Beck: Seit langem wird der Mainzer Wirtschaftsminister und Polit-Aufsteiger Hendrik Hering (42) als neuer Hoffnungsträger der SPD gehandelt. Gestern war er zu Gast in der TV-Redaktion.

Große Worte, falsche Hoffnungen, vollmundige Versprechen - das liegt ihm nicht. Hendrik Hering ist eher zurückhaltend, anders als sein Amtsvorgänger Hans-Artur Bauckhage. Immer wieder fügt er hinzu, dass er ja keine "falsche Euphorie" wecken will - etwa bei der Zuganbindung nach Luxemburg. Oder auch beim Lückenschluss der A 1. Dass der bis 2013 zu schaffen sei, wie es der Dauner FDP-Bundestagsabgeordnete Edmund Geisen prognostiziert hat, hält Hering vornehm zurückhaltend für "sehr euphorisch". Poltern ist nicht seine Sache

Ohnehin lässt sich der 42-jährige Westerwälder ungern auf Jahreszahlen festlegen. Beispiel: Hochmoselübergang. Wann, das Mammut-Projekt fertig werde, könne er nicht sagen und denkt dabei auch an mögliche weitere Klagen. Der jugendhaft wirkende SPD-Politiker, der seine politische Karriere mit 25 als Bürgermeister in seiner Heimatstadt Hachenburg begonnen hat, gibt sich beim TV-Redaktionsgespräch so gar nicht als Superminister, der er ja als Chef von vier Ministerien (Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau) ist. Poltern ist nicht seine Sache: "Ich höre zu und korrigiere mich nicht gerne", sagt er von sich. Sachlich und ruhig argumentiert er. Manchmal wirkt er aber auch unsicher, er wird dann ganz leise. Ein anderes Mal grinst er fast schon bubenhaft, wenn er etwa von seinem guten Verhältnis zu seinem Luxemburger Amtskollegen Jeannot Krecké spricht: "Ich darf ihn sogar schon duzen." Ohnehin hat es ihm Luxemburg angetan. Neben Rheinland-Pfalz und der Region Trier ist es für ihn Motor der Großregion. Hering gesteht ein, dass man die Bedeutung und die Entwicklungschancen der Region in Mainz jahrelang unterschätzt habe. Er will das von vielen als Papiertiger verschrieene Projekt vorantreiben und schwärmt von einer "gemeinsamen Außenwirtschaft". Da spricht mit voller Überzeugung der Wirtschaftsminister. Dem allerdings, wie er freimütig zugibt, noch etwas das sozialdemokratische Profil in seiner Politik fehlt. Das will der zweifache Familienvater im nächsten Jahr schärfen, etwa mit gezielter Förderung benachteiligter Jugendlicher auf dem Ausbildungsmarkt. Voll in seinem Element ist er beim Thema Weinbau. Das liegt ihm im Blut. Sein Großvater war Winzer. Vehement setzt sich Hering für den Erhalt und die Förderung der Steillagen an der Mosel ein. Um die dort produzierte Qualität zu verbessern, sei eine gemeinsame Dachmarke Mosel unumgänglich, ähnlich wie in der Eifel ("vorbildlich!"). Dass ein Landwirtschaftsminister, zumal einer von der SPD, für seinen Job von den Bauern gelobt wird, kommt eher eher selten vor. Hering, Sohn eines Agrar-Ingenieurs, ist da die Ausnahme. Er sei eine kompetente Persönlichkeit mit Sachverstand und Praxisbezug, hat kürzlich der Präsident des Bauerverbands Rheinland-Pfalz Süd, Norbert Schindler, über ihn gesagt. Aber auch parteiintern wird der Aufsteiger Hering von fast allen gelobt. Er gilt bereits als Kronprinz von Ministerpräsident Kurt Beck. Aber bei der Frage nach derartigen Ambitionen grinst er wieder nur verschmitzt: "Ich habe nur den Ehrgeiz, das Amt, das ich gerade ausführe, gut zu machen."

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