Ausbildungs-Chance statt Schulfrust

MAINZ. (win) Einig ist sich der Landtag nach den Gewaltexzessen an Berufschulen wie in Hildesheim oder Prüm in der Eifel: Gewalt ist kein rein schulisches Phänomen, hat aber viel mit fehlenden Chancen für erfolglose Schüler zu tun.

Frust, Perspektivlosigkeit und Gewalt-Erfahrung im näheren Umfeld sind nach Erkenntnissen von Kriminologen und Jugendforschern ein fruchtbarer Nährboden für Gewalt - auch an Schulen. Betroffen sind vor allem Haupt- und Berufsbildende Schulen. In Rheinland-Pfalz wurden im vergangenen Schuljahr 23 Fälle von Gewalt mit Körperverletzung gemeldet. Ein Jahr zuvor waren es 33 Fälle. Eine besonders anfällige Klientel sind Schüler ohne Abschluss oder Aussicht auf Bildung. In 46 von 48 Berufsbildenden Schulen mit gerade auf diese Schüler abgestimmtem Berufsvorbereitungsjahr sind inzwischen laut Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) Schulsozialarbeiter als Berater eingesetzt. Gewalt könne nicht von der Schule allein bewältigt werden, so der Partei übergreifende Tenor in einervon den Grünen beantragten Aktuellen Stunde des Landtags. Gefordert sei die gesamte Gesellschaft. Gegen Gewalt müsse stärker sensibilisiert und Jugendlichen Zivilcourage vermittelt werden. Besonders erschreckend sei an den jüngsten Fällen, dass Schüler über einen längeren Zeitpunkt unentdeckt Opfer von Gewalt geworden seien, sagt Ahnen. Mit und für die Jugend müssten Perspektiven in Schule und Ausbildung entwickelt werden, um eine Spirale hin zur Gewalt zu durchbrechen, forderte sie. Zudem sei mehr Zusammenarbeit von Schule, Eltern und Jugendhilfe notwendig. In den Schulen wird nach ihren Angaben bereits seit Jahren mit Projekten wie Streitschlichtung oder Vorbeugeprogrammen versucht, gewaltfreie Konfliktlösungen zu erreichen. Auch bei Aus- und Fortbildung von Lehrern stehe das Thema verstärkt im Mittelpunkt. Für die Grünen ist es ein Armutszeugnis, dass jeder zehnte Schüler ohne Abschluss die Schule verlässt. "Warteschleifen" im Vorbereitungsjahr sorgten für Frust, Hoffnungslosigkeit und sinnlose Langeweile, die in Gewalttätigkeit umschlage. Die Grünen forderten vor allem Ausbildungschancen für diese Jugendlichen. Die CDU verlangte einen Ausbau von Schulpsychologischem Dienst und Schulsozialarbeit. Nach Einschätzung der SPD sind nicht zuletzt die Medien dafür verantwortlich, dass Gewaltkonsum zur Alltäglichkeit wird und dazu beiträgt, dass Hemmschwellen fallen.

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