"Auszug bedauerlich"

TRIER. Welche Hintergründe hatte die Krankheitswelle unter Trierer Polizisten im vergangenen Jahr? Warum wurde beschlossen, eine neue Dienststätte zu beziehen? Darüber sprach der TV mit Polizeipräsident Manfred Bitter.

Anfang 2005 klagten erstmals Polizeibeamte über gesundheitliche Beeinträchtigungen. Kamen diese Beschwerden von Mitarbeitern aus allen Etagen des Polizeipräsidiums?Bitter: Die Beschwerden beschränkten sich nicht auf einzelne Bereiche des Hochhaustraktes. Vielmehr hatten über alle Etagen hinweg Mitarbeiter, ärztlich attestiert, Beschwerden. Wie viele Büros befinden sich auf den Etagen und wie viele Mitarbeiter haben auf einer Etage gearbeitet?Bitter: Die Zahlen der Büroräume pro Etage und der ehemals darin beschäftigten Mitarbeiter variieren wegen vieler Funktionsräume (Labore, Lagerräume, Asservatenraum) stark. Im Hochhaustrakt finden sich pro Etage bis zu maximal 19 Büroräume mit Belegungen von 11 bis 22 Personen pro Etage. Wie viele Polizeibeamte sind vergangenes Jahr insgesamt erkrankt?Bitter: Angesichts der besonderen Vertraulichkeit medizinischer personenbezogener Daten ist eine genaue Angabe nicht möglich. Der Betriebsarzt des Polizeipräsidiums teilte eine Zahl von 88 Personen mit akuten Beschwerden unterschiedlicher Art und Ausprägung mit. Im Übrigen stellte unser Betriebsarzt fest, dass sich nach Auszug in das Ausweichquartier Güterstraße die Beschwerden zu annähernd 100 Prozent besserten oder vollkommen abklangen. Am 29. April 2005 hat der TV berichtet, Sie würden als "Versuchskaninchen" im Präsidium an der Südallee arbeiten. Wie lange waren Sie auf welcher Etage aktiv? Haben Sie bei sich in dieser Zeit krankhafte Symptome feststellen können?Bitter: Ich habe im Frühjahr 2005 für zwei Wochen meinen Arbeitsplatz in die zweite Etage in der Südallee verlegt. Krankheitssymptome habe ich während dieser Zeit nicht feststellen können. Wie erklären Sie sich die Ergebnisse der Blutprobe des Gesundheitsamtes, der sich 150 Polizeibeamte im Oktober 2005 freiwillig unterzogen und bei denen keine krankhaften Übereinstimmungen gefunden wurden?Bitter: Die Frage der Bewertung der Ergebnisse ist an Mediziner zu richten. Ziel der Blutuntersuchung war, erkrankte Mitarbeiter auf bestimmte, in Verdacht geratene Giftstoffe hin zu untersuchen. Das Ergebnis war: Es gab insofern keine Auffälligkeiten. Dem Laien erschließt sich aber, dass nicht alle Erkrankungen Auswirkungen auf das Blutbild zeitigen. Die Trierer Polizei verzeichnete 2005 eine Rekord-Aufklärungsquote. Wie erklären Sie sich diese gute Bilanz angesichts der Krankheitswelle unter den Polizisten?Bitter: Dieses besonders gute Ergebnis haben alle Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Trier erarbeitet, nicht nur die in Trier eingesetzten. Und auch von diesen ist nur ein Teil von den Schadstoffbelastungen und deren Auswirkungen betroffen. Zudem hat die Behörde gemeinsam mit dem Innenministerium schnell reagiert und durch den Auszug in ein Ausweichquartier Abhilfe geschaffen. Zu vorübergehenden Dienstunfähigkeiten kam es aufgrund der festgestellten besonderen Belastungen nur in wenigen Einzelfällen, was im Übrigen Ausweis der hohen Motivation der Mitarbeiter ist. Wie erklären Sie sich den Sinneswandel, das von Ihnen "von der Funktionalität her für polizeiliche Arbeit derzeit als beste Adresse in Trier" charakterisierte Gebäude an der Südallee nicht zu sanieren, sondern an anderer Stelle neu zu bauen?Bitter: Tatsächlich ist der Auszug zu bedauern. Das Gebäude war nach der PCB-Sanierung genau auf die polizeilichen Bedürfnisse zugeschnitten. Insofern war es das ursprüngliche Bestreben, das Gebäude von Grund auf zu sanieren. Die vielfältigen Untersuchungsergebnisse hatten keine eindeutige, das heißt monokausale Ursache zum Ergebnis. Die Gefahr des vergeblichen Aufwendens weiterer, erheblicher Sanierungsmittel zwang deshalb wegen eines unsicheren Erfolges der geplanten Generalsanierung dazu, einen andern Weg einzuschlagen. Im Konsens zwischen dem Vermieter LBB, dem von ihm eingeschalteten Gutachter und dem Innenministerium wurde entschieden, dass die Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Trier nicht in das Gebäude Südallee zurückkehren, sondern ein neuer Standort gesucht wird. S Mit Manfred Bitter sprach TV-Redakteur Frank Giarra

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