Auto o.k., Fahrer auch

Schnell mal den Blutzucker messen lassen, während die Abgase des Autos untersucht werden - die Aktion Männer-Tüv, die gestern in Trier startete, geht neue Wege, um für Vorsorge zu werben.

Trier. Sein Auto ist makellos, der Tüv-Prüfer konnte bei dem Wagen keine Mängel feststellen. Auch sein Halter, Gilbert Philipp, ist in einem fast tadellosen Zustand, allenfalls der Blutzucker ist bei dem 82-Jährigen etwas zu hoch. Der rüstige Trierer nimmt es mit Humor: "In meinem Alter muss man halt etwas süßer sein", sagt er, nachdem sein Blut in den Räumen der Tüv-Stelle Trier untersucht worden ist, während sein Auto auf den Kopf gestellt wurde. Philipp ist einer der ersten, die sich an diesem Morgen beim Männer-Tüv von Arzthelferin Annette Benzmüller und dem Arzt Horst van Hees vom Trierer Gesundheitsamt untersuchen lassen. "Eine sehr gute Idee", sagt der Rentner, der nach eigenem Bekunden regelmäßig zur Vorsorge geht. Die Ausnahme. Gerade mal 30 Prozent lassen sich regelmäßig alle zwei Jahre vom Arzt durchchecken. Bei der Krebsvorsorge sieht es noch düsterer aus, gerade mal jeder fünfte Mann gehe zu Früherkennungs-Untersuchungen, sagt die Mainzer Gesundheitsministerin Malu Dreyer. Die Männer sorgten sich zu wenig um ihre Gesundheit, seien aber häufiger krank als Frauen, kritisiert die Ministerin. Während für die meisten Frauen Vorsorge-Untersuchungen selbstverständlich sind, drücken sich die Männer davor, Darm oder Prostata untersuchen zu lassen. Zum einen sicherlich wegen der unangenehmen Untersuchung, aber wohl auch aus Angst vor dem möglicherweise negativen Ergebnis. Unnötig, wie Dietmar Neisius sagt: "Bei frühzeitiger Diagnose besteht bei Prostatakrebs eine Heilungs-Chance von 85 Prozent." Der Urologe des Trierer Mutterhauses macht keinen Hehl draus, dass er zunächst wenig von der Aktion Männer-Tüv gehalten hat.

Vorsorge als Pflicht?

Er plädiert vielmehr dafür, eine Pflicht zur Vorsorge einzuführen, man müsste die Männer dazu zwingen, sagt der Mediziner. Eine Forderung, die wohl schwer durchzusetzen ist. Daher versuchen es Dreyer und die Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG) eher mit Überzeugung. Zumindest bei denen, die ihr Auto öfter durchchecken lassen als sich selbst, wie es die Chefin der Techniker Krankenkasse Rheinland-Pfalz, Anneliese Bodemar, formuliert. Diese Männer will man dort erwischen, wo sie ihr "bestes Stück" untersuchen lassen: beim Tüv. Daher ist der Aktionsname Männer-Tüv gewollt doppeldeutig gewählt. Ähnliche Aktionen in Worms und Ludwigshafen hätten gezeigt, dass die Männer beim Tüv tatsächlich eher auf die ärztliche Untersuchung anspringen, sagt Jupp Arldt, LZG-Geschäftsführer. Und tatsächlich: Andy Emanuel, der eigentlich nur etwas abklären wollte, lässt sich nach kurzer Überredung von Arzt Bruno Sonntag den Blutzucker messen, obwohl er vorher gesagt hatte, er lasse sich nicht pieksen - so wie zehn andere männliche Tüv-Besucher an diesem Morgen. Am Samstag bei einem Info-Stand in Trier seien es sogar 100 gewesen, berichtet, Harald Michels, Leiter des Trier Gesundheitsamtes. Nicht nur beim Tüv und mit Infoständen sollen die vorsorgescheuen Männer erreicht werden, auch mit einem einminütigen Film, der ab Donnerstag in den Kinos läuft.

Heute, ab 18.30 Uhr, informiert der Trierer Urologe Randolf Oermann in der Beratungsstelle der Krebsgesellschaft in Trier über Hodenkrebs. Infos: 0651/40551.

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