Baldauf distanziert sich von Böhr

Der ehemalige CDU-Landesvorsitzende Christoph Böhr und sein Nachfolger Christian Baldauf haben am Freitag in Mainz bei einer Sondersitzung rund 50 wichtige Funktionsträger der Union über die "Affäre Hebgen" informiert. Neue Erkenntnisse gibt es nicht.

Mainz. Vor dem Saal 301 des Abgeordnetenhauses herrscht normalerweise friedliche Stille. An diesem Freitag geht es zu wie in einem Bienenhaus. Damen in Kostümen und Herren in Anzügen kommen, während vor der wuchtigen Tür ein Dutzend Journalisten wartet. Nur zu gerne würden sie hören, was Christoph Böhr zur "Affäre Hebgen" sagt, die der Union so sehr zu schaffen macht.

Böhr gibt sich vor der Sitzung betont lässig. Er lächelt in die Fernsehkameras und will wohl demonstrieren, dass er sich keiner Schuld bewusst ist. Substanziell sagt er wenig. Nein, illegale Wahlkampf-Finanzierung habe es 2005/06 nicht gegeben. Mehrere Werbeagenturen hätten im Wahlkampf die Partei beraten und seien von ihr bezahlt worden. Die Unternehmensberatung C4 Consulting habe die Fraktion beraten und sei von der bezahlt worden - "aber nicht für Wahlkampf". Böhr bestätigt, das verschwundene Leistungsverzeichnis, das alle Tätigkeiten der Firma für die CDU auflistet, von C4 erhalten zu haben. Er habe es "natürlich" dem damaligen Fraktions-Geschäftsführer Markus Hebgen gegeben. "Ich habe den Umschlag nie geöffnet." Hebgen behauptet das Gegenteil.

Nur einmal gerät Christoph Böhr ins Wanken. Als er gefragt wird, wieso für das C4-Konzept "Wahlsieg 2006" nach CDU-Angaben 25 000 Euro von der Partei geflossen seien, nach Angaben Hebgens aber zusätzlich 60 000 Euro von der Fraktion, zögert er. "Das macht mich sehr stutzig." Erklären könne er sich dies nicht. "Es gab offenbar Zahlungen, die nicht mit Rechnungen belegt sind."

Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz beschreibt die Atmosphäre nach der Sitzung als "ruhig und sachlich". Es sei kritisch gefragt worden. Allerdings blieben Fragen offen, bedauert der Bundestagsabgeordnete Norbert Schindler.

CDU-Chef Christian Baldauf betont: "Wir tun alles, um gründlich und restlos aufzuklären." Der Rest obliege dem Landesrechnungshof und der Staatsanwaltschaft. Mehrfach fällt bei Baldauf das Wort "Altlasten", und man sieht ihm an, wie ihm selbige gegen den Strich gehen. Er betont, die jetzige Fraktion und ihr Vorsitzender - also er - hätten damit nichts zu tun. Die Distanzierung zu Vorgänger Böhr ist perfekt, als Baldauf sagt: "Bei mir gelten Transparenz und das Vier-Augen-Prinzip." Was er nicht sagt, ahnt jeder: Bei Böhr war das offenbar anders.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort