Banden immer gewaltbereiter

MAINZ. Die Gewalt hat in der Organisierten Kriminalität (OK) 2004 im Land erheblich zugenommen. 41 Verurteilte erhielten zusammen 200 Jahren Freiheitsstrafe. 13 Mal ging es dabei auch um Gewalt – von der räuberischen Erpressung bis zur Verabredung zum Mord.

Organisierte Kriminalität hat im Land schon mehr Verfahren produziert als die 21, mit denen sich die Staatsanwaltschaften im vergangenen Jahr beschäftigen mussten (1994: 40 Verfahren). Doch die Verurteilungen wegen Gewaltdelikten erlebten 2004 den Höchststand der letzten Jahre. So wurde vom Landgericht Koblenz ein Angeklagter unter anderem wegen Verabredung zu einem Mord und Drogenkriminalität zu zehn Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Für zusammen 200 Jahre wurden insgesamt 41 Angeklagte hinter Gitter geschickt, die der Organisierten Kriminalität zuzurechnen sind, also der planmäßigen Begehung schwerer Straftaten unter geschäftsähnlichen Strukturen, unter Anwendung von Gewalt oder Einschüchterung und teilweise auch unter Einflussnahme auf Verwaltung, Wirtschaft oder Justiz. Mehr als 100 000 Euro konnten 2004 sichergestellt werden. In Rheinland-Pfalz spielt sich OK nach Angaben von Justizminister Herbert Mertin vor allem im Bereich der Drogenkriminalität ab (14 von 21 Verfahren). Doch auch Waffenschieber und Menschenschleuser sind aktiv. Auf acht Jahre Gefängnis belief sich das höchste Urteil im Massenprozess gegen die Mainzer Abteilung der Rockergruppe "Hells Angels" unter anderem wegen Rauschgifthandels, Gewaltdelikten, Beihilfe zur versuchten räuberischen Erpressung und Zuhälterei. OK-Verfahren gab es vor allem bei den Staatsanwaltschaften Koblenz (9), Frankenthal (5) und Mainz (3), während in Trier nur ein Verfahren lief. Rheinland-Pfalz ist zwar laut Mertin kein Hort der Organisierten Kriminalität. Allerdings gibt es im Land Bandenstrukturen wie das Beispiel "Hells Angels" zeige. Überdurchschnittlich beteiligt sind an der OK ausländische Täter. Rund zwei Drittel der 360 Verurteilten seit 1993 sind keine Deutschen. Laut Mertin sind im Bereich des Rauschgifthandels zwar auch Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion aktiv, die zudem als Insassen im Gefängnis mit dem Aufbau eigener Strukturen für Probleme sorgen. Hinweise auf Verbindungen zur "Russen-Mafia" gibt es jedoch keine. Auch liegen den Strafverfolgern keine Erkenntnisse über verbreitete Schutzgeld-Erpressungen vor.

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