Bayerische Rebellin mit Trierer Wurzeln

TRIER. Sie ist selbstbewusst, gut aussehend und kampfeslustig: Seit die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (49) die Spitzelaffäre öffentlich gemacht hat, ist es vorbei mit dem Weihnachtsfrieden in der bayerischen CSU. Was die wenigsten wissen: Die streitbare CSU-Rebellin stammt aus Schweich an der Mosel.

Gabriele Pauli lässt nicht locker. Seit Mitte Dezember bekannt wurde, dass der (inzwischen zurückgetretene) Büroleiter des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber unauffällig auffällig Erkundigungen über Paulis vermeintlichen Alkoholkonsum und ihre Männerbekanntschaften einholte, ist es mit der Ruhe in der Christlich Sozialen Union vorbei. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich die Parteifreunde jenseits des Weißwurstäquators nicht mit gegenseitigen Vorwürfen und Forderungen überziehen.Am gestrigen Dienstag war es mal wieder "die Fürther Jeanne d'Arc" (FAZ) selbst, die den in München residierenden Parteivorsitzenden mit einer Pressemitteilung piesackte. "Es liegt jetzt am Ministerpräsidenten, die Glaubwürdigkeit der CSU wieder herzustellen", forderte Pauli. "Herr Stoiber muss dafür sorgen, dass die Affäre lückenlos aufgeklärt wird."

Das Echo aus der Staatskanzlei kam prompt und natürlich nicht vom Chef selbst. "Frau Pauli geht es nicht um Aufklärung, sondern um ihre persönliche Medienkampagne", polterte CSU-Generalsekretär Markus Söder. Die Sache sei längst geklärt. "Bereits vor Weihnachten wurden Konsequenzen gezogen. Punkt." Dass Söders "Basta" tatsächlich einen Schlussstrich unter die seit Wochen bundesweit Schlagzeilen machende Affäre setzt, glaubt indes niemand. Denn noch steht Gabriele Paulis Forderung im Raum, vor der Nominierung des nächsten CSU-Ministerpräsidentenkandidaten die Parteibasis zu befragen. Bis dato ist dies bei der CSU Sache der Landtagsfraktion.

Und das soll es nach Ansicht der meisten Parteivorderen auch bleiben. Bereits am Montag wird sich das 19-köpfige CSU-Präsidium mit dem Thema Mitgliederbefragung befassen - und sich pflichtgemäß dagegen aussprechen. Am darauf folgenden Wochenende könnten die CSU-Granden bei ihrer traditionellen Klausurtagung in Wildbad Kreuth dann Edmund Stoiber sogar früher als geplant zum neuen alten Spitzenkandidaten für die bayerische Landtagswahl im kommenden Jahr küren.

Das wäre eine herbe Schlappe für CSU-Rebellin Gabriele Pauli. Doch die 49-Jährige kennt das politische Geschäft seit Jahrzehnten und kann mit Niederlagen umgehen. So gelang der passionierten Motorradfahrerin einst auch erst im dritten Anlauf der Sprung in den Zirndorfer Stadtrat. In der 25 000-Einwohner-Stadt vor den Toren Fürths und Nürnbergs lebt Gabriele Pauli seit mehr als 40 Jahren. Doch die familiären Wurzeln der promovierten Betriebswirtin liegen an der Mosel, genauer gesagt im gut 400 Kilometer von Zirndorf entfernten Schweich (Kreis Trier-Saarburg).

"Meine Eltern wollten unbedingt nach Bayern"

Hier betrieben Gabriele Paulis Eltern ein Fachgeschäft für Uhren und Schmuck, bis die Familie 1964 nach Mittelfranken zog. "Meine Eltern wollten unbedingt nach Bayern", sagt die Christsoziale im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch der Kontakt in die alte Heimat, wo noch einige Cousinen und Cousins wohnen, sei nie abgebrochen. "Ich bin noch regelmäßig in Schweich", sagt Pauli, "meistens zum Fest der Römischen Weinstraße im Frühjahr."

Und was unterscheidet Paulis alte von ihrer neuen Heimat? "Die Mentalität der Leute", meint die allein erziehende Mutter einer Tochter. "In der Region Trier ist alles offener, da kommt man viel einfacher miteinander ins Gespräch."

Gabriele Paulis Offenheit - wohl mit ein Grund, warum die 49-Jährige in Mittelfranken so beliebt ist. Vor vier Jahren wurde die CSU-Landrätin mit rund 65 Prozent zum zweiten Mal im Amt bestätigt.

Ihre vor 20 Jahren geschriebene Doktorarbeit könnte die Parteirebellin mittlerweile wohl locker um einige Kapitel ergänzen: "Polit-PR: Öffentlichkeitsarbeit politischer Parteien am Beispiel der CSU."

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