Beck ist böse

MAINZ. Dem Mainzer Regierungschef und SPD-Bundesvorsitzenden Kurt Beck ist das Lachen vergangen. Der Grund: das aktuelle Titelbild der Satirezeitschrift "Titanic". Unter dem Portrait Becks steht der Satz: "Problembär außer Rand und Band: Knallt die Bestie ab!" Nach einer einstweiligen Verfügung darf das Heft nicht mehr vertrieben werden.

Wer es als Politiker auf den Titel der monatlich erscheinenden Satirezeitschrift "Titanic" schafft, der muss prominent sein: Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl war dort gleich mehrere dutzend Mal vertreten, aber auch Kohls Nachfolger Gerhard Schröder und Angela Merkel sowie diverse Minister und -innen schafften es in Deutschlands "endgültigem Satire-Magazin" auf Seite eins. Und wurden damit ein ums andere Mal unfreiwillig zum Gespött an den Kiosken. Etwa wenn eine fröhlich dreinschauende Angela Merkel eine geschälte Gurke in der Hand hält und mit dem Satz "Meine erste Banane" zitiert wird. Oder Helmut Kohl mit starrem Blick, darunter die Zeile: "Wiedervereinigung ungültig; Kohl war gedopt." Dass derartige Montagen längst nicht von allen Abgebildeten mit Humor genommen werden, liegt auf der Hand. Dennoch: Die meisten Promis schlucken den Ärger runter, um der "Titanic" nicht noch Schlagzeilen und damit Gratis-Werbung zu verschaffen. Aber es gibt auch Ausnahmen, etwa Ex-SPD-Chef Björn Engholm. Der fand es einst gar nicht witzig, dass die "Titanic"-Macher sein Konterfei in ein Foto montierten, das den toten Uwe Barschel in der Badewanne des Genfer Hotels Beau-Rivage zeigte. Für die "Titanic"-Crew letztlich ein teurer Spaß, der sie 30 000 Mark Schmerzensgeld kostete. "Not amused" war Ende letzter Woche auch Engholms rheinland-pfälzischer Parteifreund Kurt Beck, der es in der aktuellen Ausgabe erstmals aufs "Titanic"-Titelbild geschafft hat. Unter Becks lachendem Konterfei steht der Satz: "Problembär außer Rand und Band: Knallt die Bestie ab!" Noch am Freitag, unmittelbar nach Erscheinen der Juli-Ausgabe, erwirkten Becks Anwälte beim Hamburger Landgericht eine einstweilige Verfügung, die dem "Titanic"-Verlag unter Androhung eines Ordnungsgelds untersagt, das neue Heft weiter zu vertreiben. Diese Aufforderung nahmen die Frankfurter Satiriker aber offenbar zunächst nicht allzu ernst. An den meisten Trierer Kiosken war die inkriminierte Ausgabe am Wochenende noch erhältlich. Und im Internet machte sich die "Titanic"-Besatzung noch am Montag über den Hamburger Gerichtsentscheid lustig: "Die ausgelieferten Exemplare bleiben natürlich am Kiosk und müssen laut Beschluss nun so lange verkauft werden, bis alle weg sind." Bis gestern war das beanstandete Titelbild sogar noch auf der "Titanic"-Homepage zu sehen; erst am Nachmittag wurde es mit einem schwarzen Balken "überklebt". Dass der Mainzer Ministerpräsident für Satire womöglich nichts übrig hat, ist übrigens nur ein Gerücht. Immerhin hat Kurt Beck mit seinem Sprecher Walter Schumacher einen Ex-Radiomann an der Seite, der als SWR-Journalist früher auch für seine scharfzüngigen Wochenrückblicke bekannt war. Satire-Freund Schumacher hat allerdings derzeit Urlaub.

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