Beklaut Drogenmafia die Kliniken in der Region?

Trier · Noch immer gibt es keine heiße Spur zu den Tätern, die seit Monaten teure Geräte aus Krankenhäusern stehlen.

 Längst ist modernste Technik Alltag im Operationssaal. In der Region sind nun schon mehrere wichtige und teure Hightech-Geräte aus Krankenhäusern gestohlen worden.

Längst ist modernste Technik Alltag im Operationssaal. In der Region sind nun schon mehrere wichtige und teure Hightech-Geräte aus Krankenhäusern gestohlen worden.

Foto: Rainer Neubert

Durch Zufall sind die Ermittler im Dezember 2015 bei einer Razzia in einem Hotel im Frankfurter Bahnhofsviertel auf die zwei Männer und die Frau aus Kolumbien gestoßen. In ihrem Zimmer wurden Pakete mit medizinischen Geräten aus Kliniken gefunden. Adressiert waren sie an Krankenhäuser in Kolumbien.

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Ein paar Monate später wurden in Paris vier Männer festgenommen, die in Kliniken der französischen Hauptstadt Geräte gestohlen hatten und nach Kolumbien geschickt haben sollen. Auch Griechenland gingen Fahndern drei Verdächtige ins Netz, die Geräte in dortigen Krankenhäusern geklaut haben sollen. Laut der griechischen Polizei sollen die Männer Mitglieder eines kolumbianischen Drogenrings sein. Auch die Ermittler beim rheinland-pfälzischen Landeskriminalamt gehen mittlerweile davon aus, dass die Täter, die medizinische Geräte, hauptsächlich Endoskope, aus hiesigen Kliniken gestohlen haben, aus Südamerika stammen. Eine konkrete Spur haben die Fahnder bislang allerdings nicht.

Fakt ist: In Deutschland und Europa sind die Geräte nicht verkaufbar, weil sie registriert sind. Würden sie in einer Praxis oder in Kliniken eingesetzt, würde das auffliegen. Auch müssen die Geräte regelmäßig vom Tüv überprüft werden. Dabei müssen Unterlagen vorgelegt werden, die bei gestohlenen Geräten nicht vorhanden sein dürften.
Die Frage ist, wie sich Krankenhäuser vor den Diebesbanden schützen können. Auf Nachfrage unserer Zeitung geben sich die Kliniken zurückhaltend. Sie wollen nicht, dass Täter aus den Antworten schließen können, wie sie die Sicherheitsmaßnahmen umgehen können. Nach den ersten bundesweiten Meldungen über diese Diebstähle habe man zusätzliche Sicherungs- und Überwachungsmaßnahmen ergriffen", heißt es aus einer Klinik in der Region. Eine Sprecherin bittet darum, nicht zu schreiben, um welches Krankenhaus es konkret geht, "um die Aufmerksamkeit nicht noch zusätzlich auf uns zu lenken". Auch die Antwort aus dem Trierer Brüderkrankenhaus fällt sehr knapp aus: Man sei sensibilisiert und habe die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.

Die Vorfälle nutzen Sicherheitsfirmen aus, um Kliniken ihre Dienste anzubieten. Eine rheinland-pfälzische Security-Firma etwa bietet Kliniken einen Sicherheitsdienst für den Empfang und für Kontrollgänge durchs Haus an. Und die Bosch Sicherheitssysteme GmbH wirbt für intelligent vernetzte Kamera- und Videotechnik. Diese könne im Eingangsbereich, an Ausfahrten und auf Fluren "entscheidende Hinweise für die Verfolgung von Straftätern" liefern. Doch gerade das Thema Videoüberwachung in Kliniken ist an ganz strikte Vorgaben geknüpft, Kameras auf Fluren oder in geschlossenen Räumen sind nicht erlaubt. Der Union Versicherungsdienst, der Versicherungen für Krankenhäuser anbietet, empfiehlt Kliniken für die Bereiche, in denen keine Video-Überwachung umsetzbar ist, "zur Abschreckung" Kamera-Attrappen anzubringen. Außerdem könnten Schilder wie "Bereich videoüberwacht" oder "Raum alarmgesichert" zusätzlich abschrecken.

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