Ben Hur und die Berater

Die beiden großen Volksparteien CDU und SPD bekämpfen sich im Land derzeit mit zwei unerquicklichen Affären. In beiden Fällen geht es um den Umgang mit Steuergeldern, um tüchtige Berater und kriminelle Machenschaften.

Genüsslich legen die Partei-Strategen die Finger in die Wunden der anderen und bohren fleißig darin herum. Fangen wir mit dem Nürburgring an, der seit Mitte Januar die Gemüter erhitzt. Ein gewitzter CDU-Abgeordneter aus dem Norden, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, analysierte am Rande des Landtagsplenums messerscharf, der Untersuchungs-Ausschuss erhelle in Kürze die Geschichte des Wagenrennens von Ben Hur bis Michael Schumacher. Damit meint er, dass die "Aktenfresser" sich bei der Aufarbeitung der Geschehnisse zunächst mit dem Zeitraum von 1980 bis 2004 befassen. Natürlich hofft die Union, im weiteren Verlauf Skandalöses zu entdecken, um Ministerpräsident Kurt Beck vom Thron zu stoßen. Viel gesucht und nichts gefunden hat die CDU bereits, als sie nach verschwundenen Dokumenten und Belegen mit Blick auf die eigene Fraktionskasse forschte. Ex-Geschäftsführer Markus Hebgen, offenbar ein Mann mit langen Fingern und Vorlieben für Bordelle, soll Chaos und kaum Papier hinterlassen haben. Gemeinsam ist den beiden Affären, dass sich eifrige Berater eine goldene Nase verdienten - im ersten Fall mehr als eine Million Euro für nichts. Im zweiten Fall flossen 25 000 Euro für die grandiose Erkenntnis, dass Ex-CDU-Chef Christoph Böhr unpopulär war. Eben deshalb heuerte der Trierer die gleichen Experten an, ihm beim Kampf um ein besseres Image behilflich zu sein. Binnen zwei Jahren flossen noch einmal 386 000 Euro. Letztlich waren die teuren Berater so exzellent, dass es ihre Auftraggeber von der politischen Bühne fegte. Trösten dürfen sich Christoph Böhr und Ex-Finanzminister Ingolf Deubel damit, dass sie als gestrauchelte Aushängeschilder ihrer Parteien einen Platz in den Geschichtsbüchern finden werden. Und zwar kostenlos. ca/dr

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