Billig auf dem Bau

Obwohl es im deutschen Baugewerbe einen Mindestlohn gibt, wird dieser immer häufiger unterlaufen - vor allem von osteuropäischen Billiglohnfirmen. Auf einen besonders krassen Fall stießen Zollfahnder unlängst bei einer Kontrolle in Trier. Dabei ging es erstmals auch dem Auftraggeber an den Kragen.

Trier. 12,50 Euro Mindestlohn pro Stunde verdient ein Facharbeiter auf dem Bau. Osteuropäer arbeiten für weniger als die Hälfte. Ein einträgliches Geschäft für Billiglohnfirmen und ihre Auftraggeber, die sich den Reibach teilen; wie unlängst beim Bau eines Alten- und Pflegeheims im Trierer Stadtgebiet. Zollfahnder der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) stellten bei einer Überprüfung Lohndumping im großen Stil fest. Ein polnisches Subunternehmen zahlte seinen auf dem Trierer Bau beschäftigten Arbeitern nur fünf Euro pro Stunde. Die Quittung dafür bekam nun unter anderem das regionale Bauunternehmen, das die osteuropäische Firma beauftragt hatte: 100 000 Euro Geldbuße muss der Geschäftsführer zahlen. "Er hätte wissen müssen, dass der von der osteuropäischen Firma angebotene Preis um etwa die Hälfte zu billig kalkuliert war", sagte der Koblenzer FKS-Leiter Wolfgang Hohl dem TV. Aber auch der osteuropäischen Firma geht es an den Kragen. "Wir haben 135 000 Euro gepfändet, um den Gewinn abzuschöpfen", sagt Hohl.Nach seinen Angaben wird sich der im Bereich des Hauptzollamtes Koblenz durch Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung angerichtete Schaden in diesem Jahr verdoppeln - auf etwa 20 Millionen Euro. "Unternehmer" ohne Telefon und Material

Der Grund: "Es gibt mehr Missbrauch, aber auch gezieltere und effektivere Kontrollen", sagt der FKS-Leiter, dessen Dienststelle für die Bereiche Koblenz, Trier und Mainz zuständig ist.Je erfolgreicher die Kontrollen, desto findiger aber auch die, die den Kontrolleuren ein Schnippchen schlagen wollen. Die neueste Masche der Billig-Jobber: Sie melden sich einfach als Selbstständige an. "Die haben kein Telefon, kein Büro, kein Material und keine Beschäftigten", sagt Hohn, "nur eine Gewerbeanmeldung." Problem für die Fahnder: "Es ist schwierig und aufwendig, solchen Leuten nachzuweisen, dass sie abhängig beschäftigt sind." Die "Trefferquote" der 180 regionalen Schwarzarbeits-Fahnder kann sich dennoch sehen lassen. "Bei jeder vierten Prüfung sind wir erfolgreich", sagt Hohl. Die meisten Missbräuche gebe es neben der Baubranche im Transportgewerbe, im Reinigungsgeschäft und in der Gastronomie. Im vorigen Jahr wurden allein im Bereich des Hauptzollamts Koblenz Verwarnungsgelder und Geldstrafen in Höhe von knapp zwei Millionen Euro verhängt.

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