Bischof Stephan Ackermann: Rückblick auf das Reformationsgedenkjahr und den Stand der Ökumene

Trier · Der Trierer Bischof Stephan Ackermann äußert sich im folgenden Beitrag zum Reformationsgedenkjahr.

Kein Reformationsjubiläum bisher ist so ökumenisch begangen worden wie dieses. Und sicher war noch kein Bischof von Trier so oft zu entsprechenden Gottesdiensten und Veranstaltungen eingeladen wie 2016/17. Ich denke hier etwa an die Pilgerfahrt von Evangelischer Kirche in Deutschland und Deutscher Bischofskonferenz ins Heilige Land, an die Ursprungsorte unseres Glaubens, im Oktober 2016.

In diesen Tagen wuchs durch die gemeinsamen Erlebnisse eine Form von Vertrautheit, die sich nachher nicht mehr mit gutem Gewissen verleugnen lässt und die sich auch auf den ökumenischen Dialog auswirken wird. Die Nähe ließ natürlich auch stärker die Grenzen und Unterschiede zwischen uns spüren, den Schmerz der Trennung und des Noch-nicht-Einsseins. Es war und bleibt ein heilsamer Schmerz, den wir brauchen - gerade auch wir Kirchenverantwortliche, um in der Ökumene nicht nachzulassen. Wir können in einer Konfession nicht die Fülle der Kirche Jesu Christi zum Ausdruck bringen. Wir brauchen einander.

Ich denke aber auch an das erste Treffen zwischen Vertretern der Kirchenleitung und der Bistumsleitung am Buß- und Bettag im vergangenen Jahr, das große ökumenische Chorfest während der Heilig-Rock-Tage, und das ökumenische Zusammenwirken und Beten beim Reformationsfest auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Als Trierer - egal ob evangelisch oder katholisch - dürfen wir nicht ganz ohne Stolz darauf verweisen, dass ein wesentlicher Anstoß dazu, das Reformationsjubiläum als Christusfest zu begehen, von unserer Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 ausging, die als Christuswallfahrt gestaltet war. Dem damaligen Präses und Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider ist es zu verdanken, dass der Trierer Impuls auf nationaler Ebene Akzeptanz gefunden hat.

Seit dem Auftakt des Reformationsjahres steht auf meinem Schreibtisch der kleine Playmobil-Luther, der sich in den vergangenen Monaten zu einem Verkaufsschlager entwickelt hat. Ich hab‘ ihn geschenkt bekommen und konnte ihn deshalb gut aufstellen, weil das evangelische Versprechen eingehalten wurde, das Jubiläumsjahr werde kein "Lutherfestspieljahr". Dass stattdessen das Jubiläumsjahr als Festjahr begangen werden sollte, in dem Christus und das Zeugnis für ihn in der Mitte stehen, hat die Mitfeier der ökumenischen Partner möglich gemacht. Stephan Ackermann

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