Bischof soll's richten

TRIER. Das angespannte Verhältnis zwischen den katholischen Mitarbeitervertretungen und dem Trierer Generalvikariat spitzt sich weiter zu. Jetzt soll Bischof Reinhard Marx (49) vermitteln.

Dass sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber schon mal in die Wollebekommen, ist nicht ungewöhnlich: Zu unterschiedlich sind diejeweiligen Interessen. Doch zwischen dem Trierer Generalvikariatund den rund 380 Mitarbeitervertretungen der Katholischen Kircheim Bistum ist die Situation derzeit mehr als angespannt. "Dabrennt's an allen Ecken und Enden", sagt ein Insider. Kompromiss mit kurzer Halbwertzeit

Der jüngste Stein des Anstoßes ist eigentlich ein alter. Vor einigen Wochen hatte das Bistum dem Geschäftsführer der beiden Diözesanen Arbeitsgemeinschaften der Mitarbeitervertretungen (Diag), eine Art gewerkschaftlicher Dachverband, gekündigt. Der Rauswurf in der Probezeit sorgte vor allem deshalb für Aufsehen, weil der 41-jährige Jurist von seinen beiden Chefs, den Diag-Vorsitzenden Erich Heß und Ulrich Hendricks, "nur allerbeste Noten" bekommen hatte ( TV vom 20. März). Nachdem der Streit publik geworden war, setzten sich Generalvikar Werner Rössel und die beiden obersten Mitarbeitervertreter noch einmal an den Verhandlungstisch. Heraus kam ein Kompromiss, mit dem beide Seiten leben konnten: Der Jurist wird weiter beschäftigt, allerdings bei einer vom Bistum unabhängigen kirchlichen Einrichtung ( TV vom 28. März). Nach Informationen unserer Zeitung sollte dies die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) sein.

Offenkundig gerieten sich die beiden Streitparteien allerdings wieder in die Haare, kaum dass sie die Friedenspfeife geraucht hatten. Denn die Diag B (sie vertritt 182 Einrichtungen mit 38 000 Beschäftigten) verschickte am Montag an alle Mitarbeitervertretungen einen Info-Brief, in dem erneut schwere Vorwürfe gegen das Generalvikariat erhoben werden. Tenor des Schreibens: Das Bistum habe sich nicht an Absprachen gehalten und für die Weiterbeschäftigung des Geschäftsführers einen Vertragsentwurf vorgelegt, der nicht akzeptabel sei.

Generalvikar Rössel hält dagegen, dass es keine abschließenden Absprachen gegeben habe. Zudem hätten die beiden Diag-Vorstände zwei Mal ein Gesprächsangebot des Bistums nicht wahrgenommen. Rössel ist nach eigenen Angaben immer noch bereit, die Sache am Verhandlungstisch zu klären. Dazu seien die Mitarbeitervertretungen auch vom Bischof aufgefordert worden.

Das Verhältnis zwischen den Trierer Kirchenoberen und den insgesamt 380 Mitarbeitervertretungen im Bistum (54 000 Beschäftigte) ist mittlerweile so angespannt, dass es wohl nur noch der Bischof selbst kitten kann. In dem am Montag an alle katholischen Krankenhäuser, Altenheime, Caritasverbände und Pflegedienste verschickten Schreiben werden die Mitarbeiter gebeten, eine Resolution an den Bischof zu unterzeichnen. Marx, so der Tenor, möge die Weiterbeschäftigung des geschassten Diag-Geschäftsführers veranlassen.

Demonstration vor dem Generalvikariat

Sollten die Mitarbeitervertretungen mit ihrer Bitte auf Granit beißen, sind bereits "rechtliche Schritte gegen das Bistum" angedroht. Auch eine Demonstration vor dem Generalvikariat sei möglich, ist zu hören.

Parallel zum Knatsch um den gefeuerten Geschäftsführer geht auch ein anderer Streit zwischen Kirchenoberen und Mitarbeitern weiter. Weil den 13 000 nach der Kirchlichen Arbeits- und Vergütungsverordnung bezahlten Erzieherinnen, Chorleitern, Pfarrsekretärinnen und Küstern 2002 angeblich zu wenig Weihnachtsgeld überwiesen wurde, wollen etliche Betroffene jetzt vors Arbeitsgericht ziehen ( TV vom 16. April). Das Trierer Generalvikariat droht im Gegenzug mit Abstrichen bei der anstehenden Tariferhöhung. Auch dieser Konflikt birgt noch jede Menge Zündstoff.

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