Bistum zeigt Kritikern die Zähne

TRIER. Das Trierer Generalvikariat hat mehrere Unterzeichner eines Appells gegen das bischöfliche Millionen-Spar-Paket schriftlich ermahnt und aufgefordert, "solche illoyalen Aktionen in Zukunft zu unterlassen".

"Katholiken im Bistum Trier gegen Sparvorhaben bei sozialen Diensten" - mit diesen Worten war eine Anzeige überschrieben, die Mitte Juni in der "Saarbrücker Zeitung" erschien. In einer öffentlichen Erklärung forderten die Unterzeichner das Generalvikariat auf, die "vorgelegten Sparvorschläge zu überdenken und insbesondere die geplanten Kürzungen bei den sozialen Diensten zu revidieren". Unter dem sechszeiligen Appell an das Bistum stehen - stellvertretend für die laut Initiatoren insgesamt 1000 Unterzeichner - rund 100 Namen mit Berufsangaben, darunter Pfarrer, Lehrer, Pastoralreferenten, Elektriker, Beamte, Schreiner oder Arzthelferinnen. Deren Hauptkritikpunkt: Das bischöfliche Spar-Paket treffe "in unverantwortlichem Ausmaß Kinder, Jugendliche, Familien, Alleinerziehende, Hilfesuchende und sozial Schwache" - jene Gruppen also, die durch den gesellschaftlichen Sozialabbau besonders betroffen und "deshalb auf die Solidarität der Kirche angewiesen" seien. Ähnlich hatten sich nach Bekanntwerden der Spar-Pläne auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Katholikenrat und andere Gruppierungen öffentlich geäußert. Während das Trierer Generalvikariat deren Kritik eher gelassen zur Kenntnis nahm, schneite den bei "Kirchens" beschäftigten Unterzeichnern des "Saarbrücker Appells" ein wenig freundlicher Brief des bischöflichen Personalchefs Rainer Scherschel ins Haus. Der Ordinariatsdirektor, bis vor kurzem noch heiß gehandelt als Nachfolger des scheidenden Generalvikars Werner Rössel, macht den Empfängern klar, dass mit ihm in Sachen öffentlicher Kritik am Spar-Paket nicht zu spaßen ist. "Ich weise darauf hin, dass Sie sich hiermit als Mitarbeiter des Bistums Trier illoyal verhalten und somit Ihre Loyalitätspflicht gegenüber Ihrem Dienstgeber verletzt haben", heißt es in dem unserer Zeitung vorliegenden Schreiben. Abschließend fordert Scherschel die Bistums-Mitarbeiter auf, "solche illoyalen Aktionen in der Öffentlichkeit in Zukunft zu unterlassen". Nach Einschätzung des Trierer Rechtsanwalts und Experten für kirchliches Arbeitsrecht, Joachim Weber, handelt es sich bei dem Schreiben um eine Ermahnung - die Vorstufe zur Abmahnung. "Kommt ein solcher Brief in die Personalakte, wovon man ausgehen kann, ist das eine potenzielle Karriere-Bremse." Bistumssprecher Hans Casel bestätigte auf TV -Anfrage den Scherschel-Brief als Reaktion auf "Formulierungen, die für uns nicht tragbar waren". Zu möglichen Konsequenzen für die Betroffenen machte Casel keine Angaben. Ein mit Spannung erwarteter Termin steht derweil fest: Am morgigen Mittwoch präsentieren Triers Bischof Reinhard Marx und sein Verwaltungschef Werner Rössel die Endfassung des Spar-Pakets.

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