Blaulicht und blaue Flecken

Trier-Feyen. Es fliegen Steine, einer der vermummten Demonstranten wirft einen Molotowcocktail, die Situation ist ernst – wie im späteren Berufsalltag. 120 künftige Polizeikommissare der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung auf dem Hahn haben sich bei einer Übung in Trier auf den Ernstfall vorbereitet.

Die Lage ist brenzlig. Eine Meute von Demonstranten macht sich lautstark bemerkbar. "Jetzt geht's los!" Die Übung beginnt. Es könnte aber auch genauso gut ein Ernstfall sein. Etwa 120 Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung im Fachbereich Polizei auf dem Hahn bereiten sich bei einer Übung kurz vor Ende ihrer Ausbildung auf dem Gelände der ehemaligen Castelnau-Kaserne in Trier-Feyen auf das vor, was ihnen bald im Berufsalltag blühen kann. Die zum Teil vermummten Demonstranten halten Steine in den Händen. Sie zielen mit ihren Geschossen auf die Polizisten, die sich ihnen Schritt für Schritt nähern. Der Lärm einer randalierenden Meute dröhnt aus den Lautsprechern eines Polizeifahrzeugs. Dazu mischen sich Polizeisirenen und das Geschrei der "Störer", wie sie von den Ordnungshütern bezeichnet werden. Auch sie sind Studenten der Fachhochschule. Der Lärm ist ohrenbetäubend und lockt Zaungäste herbei. Hinter den Absperrungen des Kasernengeländes versuchen einige Kinder, möglichst viel von den spektakulären Szenen zu erhaschen, die sich dort etwas versteckt abspielen. Wie im Kino. Ein Trupp Polizisten rückt in grünen Overalls an, geschützt von weißen Helmen und transparenten Schilden. Er soll die randalierende Gruppe in den Griff bekommen. Einer der Demonstranten schleudert einen Molotowcocktail in Richtung der Polizeikräfte. Flammen und Rauch lodern auf. Mit Drehbuch am Tatort

Die Situation soll realistisch wirken. "So werden die Auszubildenden praktisch an den Stress herangeführt", erklärt Polizeihauptkommissar Peter Hoffmann von der Aus- und Fortbildungsstelle. Gelassen und doch mit kritischem Blick verfolgt er, wie die Nachwuchskräfte mit den Situationen umgehen. Übungsleiter Martin Schneider wirft hin und wieder einen Blick in sein "Drehbuch", er gibt "Störern" und Polizisten zu Beginn der Übungseinheiten Anweisungen. Einige Kollegen halten mit Kameras fest, was passiert. Bei der mehrstündigen Übung werden die Nachwuchskräfte auf Herz und Nieren geprüft. Anschließend folgt anhand der Aufnahmen die Manöverkritik. Denn später - bei einem realen Einsatz - muss jeder Handgriff sitzen. "Unter anderem wird hier die Teamfähigkeit geschult", erklärt Hoffmann. Während sich die jungen Leute im Studium noch als Einzelkämpfer durchschlagen könnten, sei es für sie künftig wichtig, ein Team zu bilden. Dann lässt es sich effektiver und sicherer arbeiten, schildert der erfahrene Polizist. Die Anwärter machen Platz für ein monströses Wasserwerfer-Fahrzeug. Durch den Strahl werden die Demonstranten in die Enge getrieben. Sie flüchten in ein leeres Haus. Dort setzen sie sich heftig zur Wehr, aus den Fenstern fliegen Steine. Für die Einsatzkräfte heißt es: sammeln, das Haus stürmen, die Randalierer dingfest machen und die Handschellen zuschnappen lassen. Da landet der ein oder andere "Störer" mit dem Gesicht auf dem nassen Boden. Aber auch die Kommilitonen in Uniform bleiben nicht trocken: Einigen steht der Schweiß auf der Stirn. Sie bringen ganzen (Körper-)Einsatz. "Hier gibt es manchmal blaue Flecken, das bleibt nicht aus", sagt Hoffmann. Auch das wird den jungen Polizisten künftig blühen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort