Brüderle, zum Elften

MAINZ. Zum elften Mal wird die FDP am heutigen Samstag Rainer Brüderle zu ihrem Vorsitzenden wählen. Während der Mainzer 20 Jahre unangefochten an der Spitze steht, droht ein Grummeln in der zweiten Reihe.

Große Überraschungen sind nicht zu erwarten, wenn die 200FDP-Delegierten am heutigen Samstag in der BASF-Feierabendhallezusammenkommen, hören, wie Rainer Brüderle sich die rot-grüneBundesregierung zur Brust nimmt und ihn dann souverän erneut zumLandesvorsitzenden wählen. Zwar bleibt der 57-jährigeDiplom-Volkswirt das Aushängeschild der Liberalen. Doch dieZeiten, in denen die FDP die Brüderle-Partei war, sind vorbei.Nach dem Wechsel des früheren Multiministers in den Bundestag istes ruhiger um ihn geworden. Als stellvertretender Vorsitzendervon Fraktion und Bundespartei sitzt er nur in der zweiten Reihe.Schlagzeilen produzieren in der FDP andere. Das ersehnteDurchstarten in die Regierungsbank blieb dem liberalenWirtschaftsexperten mangels Wählerwillen versagt. Auch derEinfluss auf die rheinland-pfälzische Politik schwindetzusehends, wissen Mainzer Liberale: "Berlin ist weit weg." Lebhafter könnte der Parteitag werden, wenn sich die Delegierten mit dem umstrittenen Ausbau der B 10 durch die Südpfalz beschäftigen. Der sorgte bereits parteiintern für mächtigen Wirbel, verlangte doch der südwestpfälzische Kreisvorsitzende Walter Hitschler sogar das Aufkündigen der Mainzer Koalition, sollte das Projekt kippen. Im Schussfeld stand Verkehrsminister und Partei-Vize Hans-Artur Bauckhage. Wochen vorher hatte derWesterwälder mit Plänen zum Abspecken des Rheinland-Pfalz-Taktes auf den Pfälzer Schienennetz für Proteste gesorgt.

Das sei alles "schlecht gemanagt" worden, hieß es bei verärgerten FDPlern. Dass beides so viel Lärm verursachte, schiebt so mancher dem angespannten Verhältnis zwischen Bauckhage und seinem Staatssekretär, FDP-Chef Günter Eymael, zu. Zwischen dem 51-jährigen ambitionierten Winzer, der Bauckhage in einer Kampfabstimmung über die Brüderle-Nachfolge als Minister unterlag, und dem 60-JährigenBäckermeister stimme "die Kommunikation nicht", heißt es. Er könnte für "Stimmung vor Ort" gesorgt haben. Gut möglich, dass einige Pfälzer Bauckhage bei der Wiederwahl zum Partei-Vize einen Denkzettel verpassen.

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