Büffeln in den Ferien

MAINZ. Die Nachprüfung bietet für manchen knapp am Klassenziel gescheiterten Schüler eine letzte Chance. Im Jahr 2002 schafften auf diesem Weg noch fast 800 Nachzügler den Sprung in die nächste Klasse.

Ferien! Seit 1999 bedeutet dieser meist heiß ersehnte Ausruf zum Schuljahresende für eine wachsende Zahl von Schülern mehr oder weniger freiwilliges Nachsitzen. Was ihnen über das ganze Jahr nicht so richtig klar geworden ist, können sie durch Einsatz in der Nachspielzeit noch wettmachen und so das Schuljahr retten. In den Ferien 2002 nutzten 1278 nicht versetzte Jungen und Mädchen die Möglichkeit, mit einer Nachprüfung zu Ende der Ferien das "Mangelhaft" in einem Fach vielleicht doch noch auszubügeln. In 791 Fällen mit Erfolg. Seit der Einführung der letzten Chance stieg die Teilnehmerzahl landesweit um mehr als ein Drittel. Die Erfolgsquote pendelte sich bei rund 60 Prozent ein. Freiwillige Nachprüfungen sind für knapp gescheiterte Schüler der Klassenstufen 6 bis 9 zugelassen. Lehrerkonferenzen entscheiden bei allen Nichtversetzungen, in denen die Verbesserung in einem Fünfer-Fach noch das Weiterkommen ermöglicht, ob der Betroffene teilnehmen kann. Mitentscheidend ist dabei jedoch, ob in der nächst höheren Klasse erfolgreich mitgearbeitet werden kann. Prüfungen in zwei Fächern gelten als besondere Ausnahme. Ottmar Hoffmann, stellvertretender Leiter der Realschule Hermeskeil, steht dem Angebot skeptisch gegenüber. "Der Schüler verzichtet auf die Ferien und kann in sechs Wochen kaum nachholen, was er über ein Jahr hinweg versäumt hat", argumentiert Hoffmann. Vor allem in Hauptfächern hat er Vorbehalte, ob dann nach gerade geschaffter Nachprüfung nicht der Absturz im nächsten Schuljahr droht. In die Arbeit kann der Stoff des ganzen Jahres gepackt werden. Fällt die Note nicht überzeugend aus, folgt eine mündliche Prüfung von 15 Minuten. In einigen Fächern ist eine praktische Prüfung möglich. Von zwei bis drei Nachprüfungen im Jahr berichtet Theo Reinhard, stellvertretender Leiter des Gymnasiums in Bitburg. Seine anfängliche Skepsis ist einer positiven Einstellung gewichen. Von "Abstürzen" nach erfolgreicher Nachprüfung ist ihm nichts bekannt. Man müsse die Möglichkeit pädagogisch sinnvoll einsetzen, meint Reinhard. Eher positiv sieht auch Karl-Heinz Sundheimer, Leiter der Realschule Adenau, dass in Einzelfällen eine letzte Chance eingeräumt werden kann - auch wenn Lücken aufzufüllen in Hauptfächern wirklich herausfordere.

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