Das Karussell dreht sich

MAINZ. Die Kandidatendiskussion um die Nachfolge von Partei- und Fraktionschef Christoph Böhr sorgt für neue Spannungen in der CDU. Es gebe ein hohes Interesse an einem Neustart im Konsens, so der Trierer Bezirkschef Michael Billen. Dass Kandidaten als "frühe Vögel" bereits gehandelt würden, sei alles andere als hilfreich.

Kaum hatte CDU-Spitzenkandidat Christoph Böhr am Wahlabend kurz nach 18 Uhr seinen Rücktritt erklärt, begannen nicht nur auf den Fluren der CDU-Landtagsfraktion die Diskussionen um Nachfolgekandidaten. Als ein Anwärter zumindest auf den Sessel des Fraktionschefs gilt der 38-jährige Frankenthaler Landtagsabgeordnete Christian Baldauf (Foto rechts). Der Pfälzer Bezirksvorsitzende Kurt Lechner lobt den Juristen nicht nur als tüchtigen Mann, sondern er plädiert auch gleichzeitig nach den schlechten früheren Erfahrungen dafür, Fraktions- und Parteivorsitz in einer Hand zu behalten. Widerstand gegen ein Vorpreschen in der Nachfolgefrage kommt dagegen von seinen Bezirkschef-Kollegen Michael Billen (Trier) und Adolf Weiland (Koblenz-Montabaur). Beide sind Böhr-Vertraute. Billen will erst einmal das Wahlergebnis analysieren, statt Personalien oder Ämtertrennung offen am Markt zu diskutieren. Weiland, dem eigene Ambitionen nachgesagt werden, sieht in der gesamten Partei- und Fraktionsspitze ein Personaltableau, das bei der Neubesetzung in Einklang gebracht werden müsse. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner (Bad Kreuznach, Foto oben), die auch als Kandidatin für den Parteivorsitz gehandelt wird, schlug im Gespräch mit dem TV ebenfalls Baldauf für beide Spitzenämter vor. "Es wäre klüger, wenn jemand beides macht. Ich sehe das ganz entspannt", sagte die ehemalige Deutsche Weinkönigin. Baldauf sagte auf Anfrage, er sei von vielen Fraktionskollegen zu einer Kandidatur aufgefordert worden. Damit Ruhe einkehre, sollte nach seiner Auffassung möglichst schnell ein neuer Fraktionschef gewählt werden. Die Frage nach einer möglichen Trennung von Fraktions- und Parteivorsitz ließ er offen. Allerdings könnte sich der Rechtsanwalt durchaus vorstellen, mit der Frankenthaler Bundestagsabgeordneten und derzeitigen stellvertretenden Landesvorsitzenden Maria Böhmer ein Tandem zu bilden. Entscheidend sei es, zu einvernehmlichen Lösungen zu kommen, so Baldauf.Entscheidung bereits am Mittwoch?

Auch der Kreisvorsitzende von Bernkastel-Wittlich, Alex Licht, sprach sich für Baldauf aus. Er schloss nicht aus, dass die Fraktion bei großer Übereinstimmung bereits am Mittwoch einen neuen Vorsitzenden wählen könnte. Sein Dauner Parteikollege Herbert Schneiders warnte davor, Entscheidungen über das Knie zu brechen. Die Nachfolge-Fragen müssten in aller Ruhe geklärt werden, um das Aufbrechen alter Gräben in Partei und Fraktion zu verhindern. Der Trier-Saarburger Kreisvorsitzende Günther Schartz (Wincheringen) warnte ebenfalls vor Polarisierungen in Lager pro oder kontra Böhr. Schnellschüsse nützten niemanden. Es müsse zu einer größeren Einbindung der Partei kommen, fordert Schartz. Er hält eine Trennung der Spitzenämter für sinnvoll, sollte ein Kandidat noch nicht beide Funktionen ausfüllen können. Am Montagabend beriet der CDU-Landesvorstand in Mainz über die Folgen aus der Wahlschlappe. Im Vorfeld galt es als unwahrscheinlich, dass dabei bereits konkrete Beschlüsse zu erwarten sein könnten.

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