Das Virus kommt wieder

TRIER/MAINZ. Ruhe vor dem Sturm? Experten rechnen damit, dass es demnächst zu neuen Vogelgrippe-Fällen kommt. Doch wie groß ist die Gefahr durch das Virus wirklich?

Es ist still geworden um die Vogelgrippe. Über ein halbes Jahr ist es her, dass das Virus in einem Nutztierbetrieb in Sachsen nachgewiesen wurde, 16 000 Tiere wurden damals vorsorglich getötet. Der Tod eines Schwans an Geflügelpest im August im Dresdener Zoo löste dann aber schon längst nicht mehr die teilweise panischen Reaktionen aus wie noch Anfang des Jahres.Ruhe vor dem Sturm

Wurde damals irgendwo ein toter Vogel gefunden, kam gleich die Feuerwehr in Schutzanzügen und der Fundort wurde weiträumig abgesperrt. Noch herrscht Ruhe vor dem Sturm. Noch. Denn Meldungen wie die aus dem Mainzer Umweltministerium, dass man die Gefahr der Einschleppung des gefährlichen Virus' für weiterhin hoch einschätzt, sind aus Sicht von Seuchen-Experten richtig: Die niedrigen Temperaturen im Herbst und im Winter verbesserten die Bedingungen für das Virus, heißt es etwa beim für Tierseuchen zuständigen Friedrich-Löffler-Institut. Und doch wird damit gleichzeitig bei den Menschen wieder die Angst geschürt. Eine derzeit noch unbegründete Angst. Bislang sind in Deutschland bei 344 Wildvögeln, drei Katzen und einem Marder die Erreger nachgewiesen worden. Experten, wie etwa vom Friedrich-Löffler-Institut, oder auch das Mainzer Umweltministerium weisen immer darauf hin, dass es sich um eine reine Tierseuche handelt und eine Übertragung auf den Menschen nur in ganz seltenen Fällen möglich ist. Trotzdem sprechen sie von einem ernst zu nehmenden Virus. Auch wird immer wieder auf die nicht ausgeschlossene Möglichkeit hingewiesen, dass das Vogelgrippe-Virus sich irgendwann einmal mit dem normalen Influenza-Virus vermengen könnte und es dann eine weltweite Pandemie mit Millionen von Toten geben könnte. Das verunsichert die Menschen. Vogelexperten sehen die Relevanz für den Menschen jedoch in erster Linie in den zu erwartenden wirtschaftlichen Schäden in der Geflügelhaltung. Die Entstehung und Ausbreitung des Virus' ist noch immer nicht bis ins Detail geklärt. Dass Grippe vor allem bei Wasservögeln auftritt, ist für Experten nicht außergewöhnlich. Einige mutmaßen, dass der Auslöser der Seuche die Massentierhaltung ist, bei der eine große Anzahl von Tieren auf engstem Raum gehalten werden und das Virus damit idealen Nährboden findet. Geschürt wird die Angst auch durch Massentötungen von Tieren, die in Kontakt zu erkrankten Vögeln standen, oder dem Aufmarsch von Seuchen-Trupps der Bundeswehr wie im Winter auf der Insel Rügen, nachdem dort tote Schwäne gefunden worden waren. Auch bei der heute zu Ende gehenden Krisenübung im Land wird genau dieses Szenario - Massenvernichtung samt Einsatz der Bundeswehr - geprobt.

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