"Das darf nicht im Raum stehen bleiben"

TRIER. "Die Priesterbruderschaft St. Pius X. gehört nicht zur römisch-katholischen Kirche und agiert außerhalb von ihr." Dieser von Triers Bischof Reinhard Marx in einem TV-Interview geäußerte Satz brachte die Angesprochenen auf die Palme. Jetzt wollen sie Marx deshalb sogar verklagen. Warum, das sagt der deutsche Distriktsobere der Priesterbruderschaft, Pater Franz Schmidberger, im TV-Interview.

Warum haben Sie sich über die Äußerung des Trierer Bischofs Reinhard Marx geärgert, die Priesterbruderschaft agiere außerhalb der katholischen Kirche?Schmidberger: Weil das eine objektive Unwahrheit ist. Was ist denn die Wahrheit?Schmidberger: Die Wahrheit ist, dass die Priesterbruderschaft in der katholischen Kirche steht. Können Sie sich denn erklären, wie es zu einer derartigen Äußerung des Trierer Bischofs kommt?Schmidberger: Das ist eine längere Geschichte, die man von ihrem ganzen historischen und theologischen Hintergrund aufrollen müsste. Jedenfalls ist dies eine Falschaussage, die immer wieder kolportiert wird. Jetzt haben Sie sich nicht nur geärgert, sondern auch angekündigt, gerichtlich gegen Bischof Marx vorgehen zu wollen. Was bedeutet das konkret?Schmidberger: Man kann sich die verschiedensten Sachen überlegen. Aber solche Aussagen dürfen nicht einfach im Raum stehen bleiben. Das muss man bisweilen auch mit Rechtsmitteln verfolgen. Das heißt: Sie haben noch keine konkreten Vorstellungen über die Rechtsmittel...Schmidberger: Vorstellungen schon, aber die möchte ich im Augenblick nicht breittreten. Jetzt ist nach Angaben von Reinhard Marx und der Deutschen Bischofskonferenz die Nachfrage nach den so genannten tridentinischen Messen konstant gering. Die Anhänger dieser Messen behaupten das Gegenteil. Wer hat denn nun Recht?Schmidberger: Abgesehen von unserer eigenen Bruderschaft gibt es ja auch andere Kreise, die - in Absprache mit den jeweiligen Ortsbischöfen - diese Messen abhalten. Die Zahl dieser Zelebrationsorte hat sich von 1993 bis heute mehr als vervierfacht. Unsere Priesterbruderschaft hat bislang der Hälfte aller deutschen Geistlichen eine DVD angeboten mit Hinweisen, wie die überlieferte Heilige Messe zelebriert wird. Und bislang ist diese DVD tausend Mal bestellt worden. Das spricht ja wohl Bände... Können Sie sich erklären, warum die deutschen Bischöfe solche Vorbehalte gegen die alte Messe haben?Schmidberger: Das ist eine Abneigung gegen alles, was Tradition beinhaltet. Diesen nachkonziliaren Kurs versucht man, verhement durchzupeitschen. Die jüngsten Signale aus dem Vatikan in Bezug auf die tridentinische Messe scheinen aber in eine andere Richtung zu weisen?Schmidberger: Ich habe auch von einem Dekret gehört, das angeblich bereits unterschrieben ist und noch vor Weihnachten herauskommen soll. Wie weit es inhaltlich geht, wissen wir aber nicht. Wie werten Sie dieses Signal?Schmidberger: Natürlich sehr positiv. Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Hängt die Entscheidung mit dem neuen Papst zusammen?Schmidberger: Der ehemalige Kardinal Ratzinger hat sich immer wieder ziemlich deutlich gegen die jetzige Liturgie ausgesprochen und sie kritisiert. Verspürt die jahrelang eher im Abseits stehende Priesterbruderschaft plötzlich Aufwind?Schmidberger: Ja. Wir sind weltweit in rund 60 Ländern tätig, haben Nachwuchs, der anderswo ausbleibt, und betreiben eine ausgesprochene Aufbauarbeit. Noch einmal zurück zum Trierer Bischof Reinhard Marx, der ja - theologisch gesehen - als eher konservativ gilt. Warum ist sein Verhältnis zu Ihrer Bruderschaft wohl eher distanziert?Schmidberger: Die konservativen Bischöfe halten eher Distanz zu uns und versuchen, uns an den Rand zu drücken. Ihre Befürchtung ist, sie könnten ansonsten in ein schiefes Licht geraten. S Mit Pater Schmidberger sprach TV-Redakteur Rolf Seydewitz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort