"Das reinste Theater"

TRIER. Zoff bei den Zahnärzten: Die Wahl zur neuen Landes-Zahnärzte-Vereinigung wird angefochten. Bei den Vorstandswahlen sei gegen die Satzung verstoßen worden, lautet der Vorwurf.

"Was die Hausärzte können, können wir schon lange", denken sich derzeit die Zahnärzte im Land. Genau wie bei den Allgemein- und Fachärzten tobt auch unter den Dentisten ein erbitterter Kampf um die neue Landes-Ärtzte-Vereinigung. Wie die Kassenärztliche Vereinigung müssen die drei Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZV) in Koblenz (zuständig für Trier und Koblenz), Ludwigshafen und Mainz ab Januar zu einer Landes-KZV fusionieren. Sitz der neuen Abrechnungsstelle wird Mainz. Doch genau wie bei den Haus- und Fachärzten rumort es nun nach der Vorstands-Wahl gewaltig. Sechs Zahnärzte aus dem Bezirk Koblenz-Trier klagen gegen die Wahl vom 13. Oktober vor dem Landessozialgericht. Einer von ihnen ist der Wittlicher Matthias Seidel, der auch für den Vorstand kandidieren wollte. Die Wahl sei nicht satzungsgemäß, statt vier gebe es nun nur drei Vorstandsmitglieder. "Das hat mit Demokratie nichts mehr zu tun. Da stand nur noch die Machtgier der Gewählten im Vordergrund", ereifert sich der Wittlicher Zahnarzt. Schon vor der Wahl habe festgestanden, dass die hauptamtlichen Vorstandsmitglieder zwischen 140 000 und 165 000 Euro pro Jahr kassieren sollten. Außerdem habe keine Ausschreibung stattgefunden, die drei Gewählten hätten die Vorstandsposten bereits vorher untereinander ausgekungelt. "Das reinste Theater", meint auch der Dauner Zahnarzt Rainer Lehnen, zugleich Sprecher der Landeszahnärztekammer. Seiner Meinung nach sind die Delegierten bei der Wahlversammlung regelrecht mundtot gemacht worden. Die Redezeit sei auf drei Minuten begrenzt worden, die Kandidaten hätten keine Zeit gehabt sich vorzustellen. Der aktuelle Streit ist das Ergebnis eines jahrelangen Machtkampfs zwischen den Zahnärzten im Bezirk Koblenz/Trier und ihren Kollegen in Rheinhessen und der Pfalz. Zwar haben sie noch bis Anfang des Jahres gemeinsam die Fahne hoch gehalten im Kampf gegen die von Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) erzwungene Fusion der drei regionalen Kassenzahnärztlichen Vereinigungen. Doch als feststand, dass der Sitz der neuen Landes-KZV Mainz und nicht Koblenz werden sollte, war es vorbei mit der Gemeinsamkeit. Als dann die Zahl der Delegierten aus Trier und Koblenz in der Vertreterversammlung, die auch den Vorstand wählt, von 35 auf 19 reduziert wurde, und die Delegierten aus der Pfalz und Rheinhessen zusammen auf 21 Sitze kamen, brach der Streit offen aus. Das Landessozialgericht soll die Wahl annullieren und damit den Weg für eine neue konstituierende Versammlung frei machen. Die Zahnärzte aus Koblenz und Trier fühlen sich als die Unterlegenen. Ihr Spitzenkandidat und Vorsitzender der KZV Koblenz-Trier, Wolfgang Witzenhausen, wurde nicht in den Vorstand gewählt. Daraufhin hat auch der Wittlicher Matthias Seidel seine Kandidatur zurückgezogen. Unter Protest verließen die Delegierten aus Trier und Koblenz den Sitzungssaal. Ohne ihre Stimmen wurde dann trotzdem ein Trierer gewählt, der jedoch von den Wahlkritikern als Überläufer angesehen wird. Michael Reinhard, der zuvor als Vize-Vorsitzender der KZV Koblenz-Trier zurückgetreten war, wurde mit den Stimmen aus der Pfalz und Rheinhessen in den Vorstand gewählt. Den designierten Vorsitzenden, aus dem pfälzischen Clausen, Helmut Stein, lässt die Kritik kalt: "Es ist alles ordnungsgemäß abgelaufen. Jeder hatte die Chance, sich als Vorstandskandidat zu bewerben." Es gebe keinen Grund, die Rechtmäßigkeit der Wahl anzuzweifeln. Die Dentisten aus dem Norden des Landes glauben, dass die Wahl wiederholt werden muss. Vorsichtshalber haben sie auf ihrer Homepage die Stellenausschreibungen für zwei hauptamtliche Vorstandsmitglieder für die Regionen Koblenz und Trier veröffentlicht.

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