Defensives Christentum

Die evangelische Kirche ist eine Kirche von unten. Presbyterien und Synoden beschließen über Inhalte und Personen und nicht eine allmächtige Kirchenleitung.

Die evangelische Kirche ist eine Kirche von unten. Presbyterien und Synoden beschließen über Inhalte und Personen und nicht eine allmächtige Kirchenleitung. Das macht den Protestantismus bürgernah, aber auch anfällig für Zeitströmungen. Die manifestieren sich im neu beschlossenen "Leitbild" nicht nur durch die Nähe zu Unternehmensleitlinien. Strukturausschuss und Kreissynode haben sich auch von der verbreiteten Mutlosigkeit anstecken lassen. Selbstverständlich gehören in ein Grundsatzpapier auch einige organisatorische Richtlinien. Aber das Hauptziel sollten Inhalte sein. Und da tun sich erhebliche Defizite auf. Dass Kirche eine frohe Botschaft zu verkündigen hat, die nicht nur auf dem Papier steht, sondern gelebte Realität werden kann, dürften Außenstehende dem "Leitbild" schwerlich entnehmen. Wo bleibt die erklärte Absicht, die Lehre Jesu offensiv zu verbreiten, und zwar auch denen, die sich vom Kirchensteuer zahlen verabschiedeten? Wo bleibt das Bekenntnis zu den Armen und Schwachen in einer Zeit, in der die Marktwirtschaft ethische Bedenken ad acta gelegt hat? Wo bleibt das Ziel, in die politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Verhältnisse der Region im Sinne Jesu hineinzuwirken? Überhaupt präsentiert sich Kirche in diesem "Leitbild" allzu verschämt. Kernbegriffe wie "Sünde" oder "Erlösung" tauchen überhaupt nicht auf. Damit wird die kircheninterne Zielvereinbarung zum unverbindlichen Thesenpapier mit austauschbaren Inhalten. Zeitgerechtes Christentum sollte anders aussehen. m.moeller@volksfreund.de

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