Den Notruf blockiert

NEUMAGEN-DHRON. 50 bis 60 Mal soll Hans Werner Schmitt, Bürgermeister der VG Neumagen-Dhron, am Wochenende den Notruf 112 der Feuerwehr angewählt haben. Wegen Beleidigung hat ihn die Besatzung eines Rettungswagens angezeigt und das Cusanus-Krankenhaus in Bernkastel-Kues wegen Hausfriedensbruchs.

Die Rettungswache Thalfang wurde am Samstag, 22.45 Uhr, zu einem Notfall nach Piesport gerufen, zu einer Person mit starken Schmerzen. Als die Rettungskräfte eintrafen, soll der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron, Hans Werner Schmitt, sie mit den Worten begrüßt haben: "Habt ihr auch schon ausgeschlafen." Wegen starken Nebels hatte der Rettungswagen langsam fahren müssen. Der Notarzt aus Bernkastel-Kues habe schließlich die Einlieferung des Patienten - ein polnischer Erntehelfer - ins Cusanus-Krankenhauses angeordnet, nachdem der Pole zunächst nach Hause wollte. Der Bürgermeister wollte ihn offensichtlich begleiten und stieg in den Rettungswagen. Auf der Fahrt soll er im Fond des Rettungswagens zwei Mal den Funkhörer genommen und die Sprechtaste gedrückt haben, womit der Funk blockiert wurde. Er wurde dann von der Sanitäterin aufgefordert, das zu unterlassen. Nach der Auseinandersetzung habe Schmitt aussteigen wollen und die Sanitäterin geschubst, berichtet Gerd Albert Hommelsen, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes Eifel-Mosel-Hunsrück GmbH. Bei Kesten habe Schmitt den Wagen verlassen.Zwischen 23.44 Uhr und 1.35 Uhr hat der Bürgermeister offenbar über die 112 - den Notruf der Feuerwehr - angerufen, um die Namen der Sanitäter im Rettungswagen zu bekommen. "Er hat damit den Ablauf massiv gestört, zumal Brände in Brauneberg und Andel gemeldet wurden", sagt Markus Nohn, Sachgebietsleiter für die Rettungsdienste in Trier.Im Krankenhaus angeblich randaliert

Bei der Leitstelle gehen sämtliche Notrufe ein. "Der Missbrauch des Notrufs wird grundsätzlich angezeigt, und da ein Missbrauch stattgefunden hat, erfolgt eine Anzeige", bestätigt Peter Fissenie, stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr Trier. Mehrfach soll Schmitt auch noch den polizeilichen Notruf 110 angerufen haben.Am Sonntagabend wurde die Polizei Bernkastel-Kues zu einem Einsatz ins Cusanus-Krankenhaus gerufen. Bürgermeister Schmitt soll dort offensichtlich gewaltsam versucht haben, sich Zutritt zum Zimmer des verletzten Polen zu verschaffen. Lautstark habe er zuvor die therapeutischen Maßnahmen beanstandet. Stefan Mathy, Verwaltungsdirektor des Cusanus-Krankenhauses, bestätigt: Ein Besucher habe sich ausfallend gegenüber dem Pflegepersonal verhalten, darauf habe man die Polizei gebeten, sich um diese Person zu kümmern. Nähere Angaben will weder Mathy noch Helmut Kaspar, Chef der Polizei Bernkastel-Kues, machen, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. Auskünfte könne nur die Staatsanwaltschaft Trier geben. Oberstaatsanwaltschaft Horst Roos bestätigt auf TV -Anfrage, dass es sich um Bürgermeister Schmitt handelte und dass die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Beleidigung, Missbrauch des Notrufs und Hausfriedensbruch und möglicherweise wegen Nötigung ermittele. Und: Alkohol habe wohl bei den Vorfällen eine Rolle gespielt, so Roos.Bürgermeister Hans Werner Schmitt will sich gegenüber dem TV nicht zu den Vorwürfen äußern. Am Montag war bereits die Kommunalaufsicht Bernkastel-Wittlich tätig geworden und hatte ein Disziplinarverfahren eingeleitet, wie Alfons Kuhnen von der Kreisverwaltung bestätigt. Es liege "ein begründeter Verdacht auf ein Dienstvergehen vor".

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