Der Flughafen Hahn wartet auf den Neustart

Hahn/Lautzenhausen · Der Sprecher des neuen Besitzers hat die Pläne für den sanierungsbedürftigen Hunsrückflughafen vorgestellt.

Christoph Goetzmann ist kein Mann der großen Worte, keiner, der großspurigen Ankündigungen und Versprechungen macht. Der 49-Jährige redet sachlich und spricht Klartext, als er beim Verein Bürger für den Hahn, die sich für den Flughafen einsetzen, die Pläne des neuen Besitzers des Hunsrückflughafens, der chinesischen HNA, vorstellt. Und dabei beschönigt der Experte, der mittlerweile in Diensten des milliardenschweren Konsortiums steht, das demnächst den Hahn übernehmen wird, nichts.

Der Flughafen sei ein Sanierungsfall. 50 bis 70 Millionen Euro betrage der Sanierungsstau auf der ehemaligen US-Airbase, sagt Goetzmann. Wann HNA, deren Jahresumsatz Goetzmann mit 29,5 Milliarden Dollar angibt, das endgültige Sagen auf dem Hahn hat, steht noch immer nicht fest.

Zwar ist der Kaufvertrag zum Erwerb des 82,5-porzentigen Anteil des Landes am Hunsrückflughafen unterschrieben. Doch noch hat die EU-Kommission nicht ihr Ok zu den vom Land zugesagten Beihilfen für den Betrieb des Flughafens gegeben. Mit 75 Millionen Euro soll dem finanzschwachen Hahn bis 2024 unter die Arme gegriffen werden. Ohne diese Beihilfen könne der Flughafen nicht wirtschaftlich betrieben werden.

Eigentlich sollte die EU-Kommission schon längst darüber entschieden haben. Goetzmann rechnet mit der Nachricht aus Brüssel für die zweite Juli-Hälfte. Er hat an diesem Abend ein Heimspiel. Zwei Jahre lang ist er Vertriebschef am Hahn gewesen und hat die (letztlich erfolglosen) Verhandlungen mit der chinesischen Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express geführt. Diese hat den Hahn 2015 in Richtung München verlassen und damit zu einem deutlichen Einbruch des Frachtgeschäftes auf dem Hunsrückflughafen geführt. Nun soll der zum HNA-Konzern gehörende Frachtlieger bis zum Herbst wieder zurückkehren, kündigt Goetzmann an. Die Yangtze River Express soll die von HNA angekündigten drei Frachtflügen pro Woche aus China übernehmen.

Mit den in Aussicht gestellten zusätzlichen, regelmäßigen Passagierflügen dauert es wohl noch länger. Wie lange, das kann Goetzmann, der als mittlerweile als Berater von HNA tätig ist, nicht sagen. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass derzeit die Zahl der Flugrechte für Passagierflüge aus China nach Deutschland begrenzt ist. Die zu HNA gehörende Passagierfluggesellschaft Hainan Airlines hat Flugrechte für fünf Passagierflüge von und nach Deutschland. Derzeit fliegt sie nach Berlin-Tegel. Doch allein mit diesen zusätzlichen Fracht- und Passagierflügen könne der Hahn nicht in die Gewinnzone gebracht werden, sagt Goetzmann. Weitere Fluggesellschaften müssten in den Hunsrück kommen. Wie das gelingen soll, sagt der Flugexperte nicht.

Auch die bisherigen Hahn-Chefs haben immer wieder angekündigt, dass sie neue Fluggesellschaften anlocken wollen. Über die Ankündigungen hinaus hat sich jedoch kaum etwas getan. Stattdessen haben bestehende Hahn-Kunden dem Flughafen ganz oder teilweise den Rücken gekehrt. Wie etwa die irische Fluggesellschaft Ryanair, die ihr Angebot im Hunsrück immer weiter reduziert, zugunsten der nahe gelegenen Flughäfen in Frankfurt und Luxemburg. Dementsprechend vorsichtig äußert sich Goetzmann zur Zukunft von Ryanair auf dem Hahn. Er wisse nicht, wie sich das Geschäftsmodell der Iren weiter entwickeln werde. Trotzdem sei er sich sicher, dass sie im Hunsrück bleiben werden und dort weiter auch eine Ausbildungsbasis betreiben würden. Allerdings, das kündigt der Sprecher der neuen Besitzer der ehemaligen Airbase an, unter neuen Vertragsbedingungen. Wie die aussehen und ob damit die bislang eingeräumten Sonderkonditionen für Ryanair wegfallen, sagt Goetzmann nicht. Genauso wie er die Zukunft der über 300 Hahn-Mitarbeiter offenlässt. Eine Job-Garantie gebe es nicht, sagt er und kündigt Umstrukturierungsmaßnahmen an, um Kosten zu reduzieren.Info

Fundsachen versteigert

Rund 1000 Fundstücke, die am Flughafen Frankfurt-Hahn liegen geblieben waren, sind am Samstag in Sohren (Rhein-Hunsrück-Kreis) versteigert worden. Der Andrang sei sehr groß gewesen: Mehr als 400 Besucher wurden bei der Auktion gezählt, wie Flughafen-Sprecherin Hanna Hammer berichtete. Vor dem Bieten hatten sich Interessierte in Ausstellungsvitrinen gefundene Handys, Tablets, Laptops, Uhren und Schmuck anschauen können. Einen besonderen Reiz machten die Koffer aus, weil man vorher nicht wisse, was sich darin befinde, sagte die Sprecherin.

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