Der Flugplatz wird flügge

Nach langen Jahren des Wartens reagieren die Gesellschafter der Flugplatz Bitburg GmbH ebenso überrascht wie erfreut, als die Genehmigung für Instrumentenflug auf dem Flugplatz Bitburg plötzlich da ist. Während die Kreistage nun entscheiden müssen, wie es weitergeht, will die Handwerkskammer ihre Anteile verkaufen.

 Hoch hinaus: Der Bitburger Tower. TV-Foto: Christian Kremer

Hoch hinaus: Der Bitburger Tower. TV-Foto: Christian Kremer

Bitburg. Jahrelang hat sie auf sich warten lassen. So lange, dass zwischenzeitlich kaum einer noch richtig daran geglaubt hat, dass sie eines Tages tatsächlich kommen würde: die sogenannte Instrumentenflug-Genehmigung für den Bitburger Flugplatz. Voraussetzung dafür, dass dort auch schwere Maschinen starten und landen können. Nun ist sie da. Am Nachmittag des 16. Septembers steht fest: In Bitburg darf im großen Stil geflogen werden. Nach zahlreichen geplatzten Ankündigungen war dies für einige GmbH-Gesellschafter eher unerwartet.

"Wir freuen uns darüber, dass diese lange Leidensgeschichte nun ein Ende hat", sagt Hans-Hermann Kocks, Geschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Trier. Und fügt, was für viele überraschend sein dürfte, hinzu: "Wir sehen unsere Aufgabe damit als beendet an." Die Kammer habe ihre Beteiligung in der Flugplatz-GmbH gekündigt. Es sei zwar die Aufgabe der Kammern, derartiges anzuschieben, nicht aber sich daran zu beteiligen. Es gebe bereits private Investoren, die die Anteile übernehmen wollten. "Nun beginnt ein neues Kapitel. Wir hoffen, dass die Erwartungen, die damit verbunden sind, sich auch tatsächlich erfüllen", sagt Kocks. Für GmbH-Chef Michael Billen ist der HWK-Ausstieg nicht überraschend: "Das ist ein ganz normales Vorgehen." Wie es für die Industrie- und Handelskammer weitergeht, war gestern nicht zu erfahren. Auch Bitburgs Stadt-Chef Joachim Streit war nicht zu erreichen.

Erfreut zeigen sich die Landräte der GmbH-Mitglieds-Kreise. "Das ist schön. Das bringt Klarheit", sagt Heinz Onnertz, Landrat des Vulkaneifelkreises.

Auch der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz ist ob der "sehr, sehr lange erwarteten Nachricht sehr erfreut."

SPD-Landtagsabgeordnete Monika Fink ist hingegen nicht überrascht: "Das war doch zu erwarten", sagt sie. Wenn alle Bedingungen erfüllt seien, dann gebe es ein Recht auf Genehmigung. "Ich verbinde damit allerdings keine großen Erwartungen", erklärt Fink. Lehnen SPD wie Grüne in der Region doch den großen Flugbetrieb ab, während sich die Liste Streit im Stadtrat Bitburg gegen die anvisierten 180 Nachtbewegungen im Jahr sträubt und auf ein Nachtflug-Verbot pocht.

Die Kreise Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Daun hatten Ende Juni ihre GmbH-Mitgliedschaft gekündigt und wollten zum Jahresende aussteigen, wenn die Fluggenehmigung nicht bis dahin vorläge. Nun werden die Kreistage entscheiden müssen, wie es weitergeht, sagt ein Sprecher des Kreises Bernkastel-Wittlich. Es seien noch viele Fragen zu klären - etwa ob man die vorläufige Kündigung zurückziehe und wie die zukünftige Kostenbeteiligung aussehen soll. Denn nun gilt es, die Ex-Airbase für große Flugzeuge fit zu machen.

Die nötigen Gesamt-Investitionen wurden bisher auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Davon wurden bereits zwei Millionen Euro in den Tower investiert. Das Land hat 2,7 Millionen Euro zugesagt. Extra Geschichte: Der Bitburger Flugplatz misst knapp 500 Hektar. Landebahn, Tower, Rollfelder und der Rest des flugbetrieblichen Teils machen rund 200 Hektar aus. Unter französischer Führung wurde 1951 mit dem Bau begonnen. 1952 übernahmen die amerikanischen Streitkräfte das Gelände und starteten den Betrieb ihrer Airbase. 1994 gab die US-Airforce das Areal an die Bundesrepublik zurück. Der Abzug der rund 9000 US-Soldaten bedeutete einen Kaufkraftverlust von 100 Millionen Euro jährlich und 620 zivile Arbeitsplätze weniger. Das ist mehr als kompensiert: Heute gibt's rund 160 Betriebe mit 1500 Beschäftigten dort. Bereits 1994 beantragte die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg mbH (EBFB) Sicht- und Instrumentenflug. Seit 2003 wird nach Sichtflug geflogen. 2005 musste wegen geänderter Rechtsbedingungen der Instrumentenflug neu beantragt werden. Mit dem Ausbau zum Industrie- und Frachtflughafen will die Flugplatz-GmbH für weiteren wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. Die Genehmigung liegt vom 6. bis 20. Oktober aus. Es kann Widerspruch erhoben werden, dieser hat aber keine aufschiebende Wirkung. (lars/scho)Hintergrund Die Flugplatz Bitburg GmbH: An der 2002 gegründeten Flugplatz Bitburg GmbH sind zu 74 Prozent öffentliche Gesellschafter beteiligt. Den Rest hält die 1994 gegründete Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz mbH (EBFB) als so genannte stille Gesellschafterin. An der EBFB (Stammeinlage: 133 000 Euro) sind drei große Unternehmen der Region sowie der Flugsportverein Bitburg beteiligt. Die öffentlichen Gesellschafter: Eifelkreis Bitburg-Prüm (knapp 38 Prozent; Stammeinlage: 144 000 Euro); Kreis Trier-Saarburg (knapp 19 Prozent; 72 000 Euro); Stadt Bitburg (gut 16 Prozent; 62 000 Euro); Kreis Bernkastel-Wittlich (knapp elf Prozent; 41 000 Euro); Wirtschaftsförderungsgesellschaft Daun-Vulkaneifel mbH (knapp elf Prozent; 41 000 Euro), Industrie- und Handelskammer Trier (rund 2,5 Prozent; 10 000 Euro); Handwerkskammer Trier (rund 2,5 Prozent; 10 000 Euro). GmbH-Geschäftsführer ist Helmut Berscheid, Aufsichtsratsvorsitzender ist Michael Billen. (scho)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort