Der Nachbar als Freund und Helfer

TRIER. Die Eifel lockt leider nicht nur immer mehr Touristen an, sondern auch zunehmend Bankräuber. Die Überfälle in kleinen Dörfern häufen sich. Die Polizei will Nachbarn sensibilisieren, Verdächtiges frühzeitig zu melden.

 Die Kreissparkasse in Schönecken (Kreis Bitburg-Prüm): Zweimal wurde sie in jüngster Zeit überfallen. Die Täter waren schnell über alle Berge. Foto: TV -Archiv/Marcus Hormes

Die Kreissparkasse in Schönecken (Kreis Bitburg-Prüm): Zweimal wurde sie in jüngster Zeit überfallen. Die Täter waren schnell über alle Berge. Foto: TV -Archiv/Marcus Hormes

Irgendwoin der Eifel, morgens gegen fünf Uhr. Ein Mann will zur Arbeit,vor seinem Haus steht ein Auto mit saarländischen Kennzeichen,drei Männer sitzen drin. Sie parken seine Einfahrt zu, freundlichbittet er sie, ihm Platz zu machen. Der Fahrer setzt den Wagenein paar Meter vor. Der Mann fährt zur Arbeit ohne sich weiterGedanken darüber zu machen, warum am frühen Morgen ein Auto mitauswärtigem Kennzeichen und drei Männern in der Straße parkt, inunmittelbarer Nähe zur Bankfiliale. Kurz vor Mittag erfährt er dann, dass das Geldinstitut in seiner Straße überfallen wurde. Tatverdächtige: Drei Personen, geflüchtet in einem Wagen mit saarländischem Kennzeichen.

Der Mann meldet sich bei der Polizei, berichtet, was er am frühen Morgen beobachtet hat. "Zu spät. Der hätte sich gleich am Morgen bei uns melden sollen. Dann hätten wir noch genug Zeit gehabt, den Überfall zu verhindern", beklagt sich Bernd Michels, Leiter des Kommissariats 11 beim Polizeipräsidium Trier.

Ein Merkzettel für Beobachtungen

Michels und seine Mannschaft sind zuständig für die Bekämpfung von Schwerkriminalität in der Region. Er setzt auf die Mithilfe der Bürger. Sie müssten sensibler werden, stärker auf Auffälligkeiten rund um die Banken achten: auswärtige Kennzeichen, unbekannte Autos oder Personen. Der Kripo-Chef setzt darauf, dass dadurch auch Überfälle verhindert werden können. "Jeder verhinderte Banküberfall ist ein guter", bringt es Michels auf den Punkt. Daher spricht die Polizei derzeit verstärkt Nachbarn von Banken in kleineren Orten an. Sie bekommen einen Merkzettel, auf dem steht, wie sie sich bei einem möglichen Banküberfall verhalten sollen und wie sie möglichst genau eine Personenbeschreibung abgeben können. Geht bei der Polizei ein Überfall-Alarm ein, informieren sich die Beamten erst Mal bei den Nachbarn, wie die Lage am Tatort ist: Sind die Täter noch vor Ort? Was tut sich im Schalterraum? Dann wird entschieden, wie die Polizei vorgeht. Damit soll verhindert werden, dass sich Zeugen zu spät bei der Polizei melden. Wie etwa die Frau, die als Kundin in eine Bankfiliale gehen wollte, als sie merkte, dass darin zwei Maskierte standen. Sie ging wieder, schaute um die Ecke, sah einen maskierten Mann in einem Auto sitzen und wartete ab. Als die Polizei die Zeugin ausfindig machte, sagte sie auf die Frage, warum sie nicht eher die Polizei gerufen habe: Sie habe geglaubt, es werde ein Film gedreht.

Eifel lockt die Bankräuber an

Aussagen, bei denen sich Michels die Nackenhaare sträuben. "Die bekommen mit, da stimmt was nicht, aber rufen uns nicht an." Gerade in der Eifel, wo sich seit einiger Zeit die Banküberfälle häufen, setzt die Polizei auf dieses Nachbarschaftsmodell.

Denn die Eifel scheint die Bankräuber anzuziehen. "Die suchen sich bewusst den Grenzraum aus", glaubt Michels. Gut, dass die grenzüberschreitende Polizeiarbeit nach Auskunft von Michels mittlerweile besser funktioniert als noch vor Jahren. Es gibt Absprachen und staatliche Abkommen zwischen den Polizeidienststellen in der Region und denen in Belgien und Luxemburg. Auch der persönliche Kontakt spielt eine Rolle. Regelmäßig besuchen sich die Kollegen hüben und drüben und tauschen sich aus. "Da läuft dann auch mal vieles durch einen kurzen Anruf beim Kollegen in Luxemburg oder St. Vith."

So konnten die belgischen Fahnder nach dem Banküberfall in Bleialf (Kreis Bitburg-Prüm) Mitte März bereits kurze Zeit später das Fluchtauto bei St. Vith sicherstellen. Ein Abschleppwagen aus Deutschland nahm den Wagen auf den Haken und schleppte ihn zur Spurensicherung nach Trier.

Und trotzdem: Die Eifel wird weiter ein gefährliches Pflaster in Sachen Banküberfälle bleiben. Die schnelle Flucht über die Grenze macht den Landstrich nicht nur attraktiv für Touristen, sondern auch für Bankräuber. KOMMENTAR SEITE 2

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